Wie „digitale Erektionen in Pornofilmen“: Quentin Tarantino gegen Fake-Waffen in Filmen
Der Kult-Regisseur erklärt in einem Podcast, warum er an echten Waffen beim Filmdreh festhalten möchte.
In jedem seiner neun bisherigen Spielfilme sind sie ein fester Bestandteil der Handlung: Waffen. Nun hat Quentin Tarantino im „Club Random Podcast“ des US-amerikanischen Stand-up-Comedians Bill Maher mitgeteilt, dass er trotz bekannter Risiken weiter auf echte Pistolen mit Platzpatronen in seinen Filmen setzen möchte.
Aus Faszination zum Medium
Während Maher infrage stellt, ob beim Auslösen von Waffen Platzpatronen losgehen müssten, verteidigt Tarantino vehement die Herangehensweise. Als der Comedian fragt, ob man die notwendigen Effekte nicht nachträglich digital hinzufügen könne, entgegnet der Autorenfilmer: „Nun ja, ich schätze, ich kann Pornofilmen digitale Erektionen hinzufügen, aber wer will sich das schon ansehen?“
Er hält daran fest, dass beim Betätigen des Abzugs das entstehende Mündungsfeuer („orange fire“) auf Kamera festgehalten werden müsse. Es sei nicht nur eine spannende Herausforderung als Filmemacher, das für Millisekunden auftauchende Licht einzufangen, sondern habe auch einen Effekt auf die Zuschauer:innen. Mit den gleichen Mitteln hätten bereits Hongkong-Actionfilme der 80er-Jahre die auf Leinwand gebannte, rohe Gewalt perfektioniert: „Es war, als wären Filme befreit worden.“
Hier findet ihr den Podcast mit Tarantino auf YouTube:
Todesfall am „Rust“-Set löst Diskussion aus
Die Debatte begann, nachdem Maher den tragischen Unfall rund um Alec Baldwin während der 2021 stattfindenden Dreharbeiten zum Western „Rust“ angesprochen hatte. Am Set in der Nähe von Santa Fe löste der Schauspieler mit einer geladenen Waffe einen Schuss aus, tötete dabei Kamerafrau Halyna Hutchins und verletzte Regisseur Joel Souza.
Erst kürzlich stellte der Bundesstaat New Mexico das Verfahren wegen fahrlässiger Tötung gegen ihn ein. Einige Monate zuvor war die Waffenmeisterin der Produktion, Hannah Gutierrez-Reed, zu einer Haftstrafe von 18 Monaten verurteilt worden. Sie habe anstatt Platzpatronen scharfe Munition in die Waffe geladen, ohne diese vorher zu überprüfen.
Risiken gehörten zum Filmemachen dazu?
So wie der ebenfalls durch eine Schusswaffe herbeigeführte Tod von Brandon Lee am Set des Films „The Crow“ (1994) sind diese Art von Unfällen beim Filmdreh für Tarantino ein kalkulierbares Risiko: „Für so viele Waffen, die wir in Filmen abgefeuert haben, gibt es nur zwei Beispiele, bei denen Menschen am Set durch ein Missgeschick mit einer Waffe erschossen wurden. Das ist ein verdammt guter Rekord.“
Der Regisseur von „Pulp Fiction“ (1994), „Inglourious Basterds“ (2009) und „Once Upon A Time in Hollywood“ (2019) glaubt, dass Ereignisse wie beim Dreh von „Rust“ das Potenzial hätten, „die Branche zu untergraben“. Deswegen müsse man als Crew bei riskanten Szenen umso mehr die nötige Entschlossenheit zeigen: „Das Letzte, was du willst, sind nervöse Menschen. Du willst, dass die Leute sich darauf einlassen. Wir sitzen alle im selben Boot, und wir werden diese aufregende Sache auf Film bannen.“