White Lies über Blonde Redhead
Im Sommer 2008 habe ich Blonde Redhead entdeckt. White Lies waren mitten in einer kurzen Amerikatour, und ich verbrachte einen freien Vormittag in San Franciscos legendärem Platten- laden Amoeba.
Dort fiel mir zum ersten Mal 23 von Blonde Redhead auf. Ursprünglich zog mich die wunderschön gestaltete vielschichtige Coverkunst an, aber ich hatte auch das Gefühl schon zu wissen, dass ich diese Band liebe. Ich weiß nicht, warum, zu dem Zeitpunkt war ich nicht einmal sicher, ob ich je einen Song von ihnen gehört hatte. Das Album war ein Impulskauf, wie die meisten meiner Einkäufe im Amoeba. Ich erinnere mich, dass ich das Album auf meinen iPod geladen habe und dachte, ich sollte es nicht vor meinem nächsten längeren Flug hören, der ein paar Tage später nach Deutschland zum Haldern-Festival ging, um Zeit zu haben, genau hinzuhören.
Ich hörte das Album auf dem Flug nach Deutschland dreimal hintereinander.Ab dem allerersten entfernten Klavierakkord im ersten Stück – dem Titelstück „23“ – war ich süchtig. Es ist eines dieser seltenen Alben, die es schaffen, makelloses Spiel und wunderschönes Song-Handwerk mit atemberaubender Produktion zu verbinden. Beim ersten Hören verlieren sich Gesang und Lyrics in einem Meer aus hallgetränkten Gitarren und treibender aber subtiler Percussion, wenn man aber genauer hinhört, beginnen Gefühl und Bedeutung der Songs durchzuschimmern. Manche der Songs sind paranoid und angstvoll, andere sind voller Hoffnung und Liebe.
Die Emotionen sind extrem, werden aber immer mit nervenaufreibender Gelassenheit vorgetragen. Klanglich ist die Platte ein wahrer Meilenstein in der Karriere der Band. Sie offenbart echte Hingabe für den Gesamtsound der Platte, was bei vorherigen Versuchen noch nicht gelungen war (natürlich meiner Meinung nach), und für ein selbstproduziertes Album ist es eine überwältigende Leistung. Mit seinen wuchtigen Gitarren schert es an manchen Stellen in Richtung My Bloody Valentine aus, aber rhythmisch wirkt es wie Radiohead – dynamisch, treibend und entschlossen.Der brillante Alan Moulder (der mit uns am White Lies-Debüt gearbeitet hat) hat die Gelegenheit ergriffen, die Platte zu mixen, und er verleiht diesem wahren Meisterwerk den letzten Schliff.
Das Londoner Wavepop-Trio White Lies hat dieses Jahr das Album TO LOSE MY LIFE veröffentlicht.