Wer wird denn gleich vinen?


Thevines München, New Backstage Same procedure as last yeor; Die Sommer-Rocksensa- tion, gehypet, geliebt, benasrümpft – und trotzdem toll.

Man kennt das Procedere von den Strokes letztes Jahr: Tolle Band, über deren Ankunft man sich eigentlich nichts als freuen sollte, kommt an. Wird von hilfloser Journaille vorsichtshalber sofort als das Größte seit dem Allergrößten ausgerufen. Was sofort auf die Skepsis abgebrühter Rockinteressierter stößt, denen man mit so einem Hype aber schon gleich gar nicht zu kommen braucht. Und die dann trotzdem alle im Konzert stehen und auf Einlösung des von der hilflosen Journaille ausgestellten Schecks durch die Band pochen. Und wenn The Vines dann nicht Die Neuen Nirvana sind, dann eben eine“.größenwahnsinnige Schülerband“, wie man nach dem Konzert in München lesen durfte. Seufz.

Craig Nicholls ist ein seltsamer junger Mann, der vielleicht gern noch ein bisschen seltsamer tut, als er schon ist. Er mag mental instabil sein und kifft eventuell zu viel, darüber sollten sich mal die Leute Gedanken machen, die ihn seit einem halben Jahr kreuz und quer durch die Welt zerren. Nach der Ankunft in München war er etwas indisponiert, und es war zwischenzeitlich nicht klar, ob er das Konzert spielen würde. Er tat es aber dann und war auf der Bühne sehr erhebend anzuschauen mit seinem zuckenden Geschlenker und seinen manischen Grimassen. Nicholls schreibt sehr ins Schwarze treffende Punkpop-Stücke, hat eine Band im Rücken, die ihn recht fürsorglich stützt, und wenn diese Leute losputzen und Nicholls in sein mit etwas zu viel Hall unterlegtes Mikro kreischt und die Gitarre herumwirft, dann knackt das ziemlich und sieht super aus. Nicholls schreibt aber auch langsamere Songs, die einen großen Teil des Sets der Vines ausmachen, was man weiß, weil die auch alle auf der tollen Vines-Platte drauf sind. Die knacken natürlich nicht so sehr, wenn er mit verdrehten Augen dasteht und sie singt, aber die Lieder sind gut und die vielen fröhlichen Crowdsurferlnnen freuen sich und crowdsurfen fröhlich einher. Und von hinten hört man die skeptischen Rockinteressierten „iuh’rufen und“.schneller“. Seufz.

Drei Sachen. 1. Man mussein ziemlicher Eiernacken sein, jemandem die „neuen Nirvana“zu glauben; das ist der älteste Bauernfängerhype nach den „neuen Beatles„. 2. Wer zum Rock geht und möchte, dass ihm/ihr das Blech wegfliegt o.a., der/die soll nach vorne gehen und hüpfen und nicht hinten, wo man nichts sieht und der Sound scheiße ist, beim Bier rumstehen und mit den Kumpels lästern, wie überbewertet diese Band da ist. 3. Wem bei „Outtathaway nicht die Luzie abgeht, der/die wiederum soll halt zu den Gehörlosenkonzerten von Peter Maffay gehen oder zu den Backyard Babies oder heim. So. Mehr Tipps für ein besseres Rockleben gibt’s nur gegen Bares 🙂 „Fuck The World“ hieß der Song zur Zugabe, und er hörte sich auch so an, und bevor er richtig zu Ende war, schlug Craig Nicholls seinem Schlagzeuger mit der Gitarre das halbe Drumkit vor der Nase weg. Wer behauptet, dass ihm das nicht auch mal Spaß machen würde, flunkert höchstwahrscheinlich und ist nur neidisch. Der Skepsis Kern? MiesepeterUosef Winkler www.thevines.com