Wenn ich nicht hier bin…


Er schreibt, führt Regie und geht auf Tour. Verfügbar ist der Medienmensch Peter Licht dennoch nicht.

Was weiß man über Peter Licht? Sein echter Name ist das nicht, und ob er wie sein altes Pseudonym Meinrad Jungblut heißt, bleibt ein Rätsel. In Köln soll er wohnen, und seit er Konzerte gibt, weiß man, wie er aussieht: unscheinbar. Ein sympathisches Männchen, Anfang 30 vielleicht, schütteres blondes Haar, Brille, Hemd in der Hose. Nach wie vor gibt es keine Fotos von ihm. Er bekam den Bachmann-Preis für eins seiner beiden Bücher; wirkt ab Januar als Regisseur an den Kammerspielen in München, schreibt Kolumnen für die taz. Das alles tut er, ohne irgendwas über sich zu verraten. „Ich möchte nicht mein Gesicht vertonen oder meine Biogrofie rauspusten, ich möchte… nicht verfügbar sein.“ Ist Peter Licht eine Rolle, in die er schlüpft, um Gedanken zu transportieren? „Es bin ich, der das macht, und auch wieder nicht Ich habe Zweifel an dem Begriff,Ich‘. Was soll das denn überhaupt sein? Es gibt Leute, die sagen, dass die Vorstellung vom Ich eine Geisteskrankheit ist. Find‘ ich erleichternd, dass man das auch so sehen kann.“ Seit Vierzehn Lieder und dem Hit „Sonnendeck“ (2001) haftet Peter Licht auch das Image des Lustigen, Ironischen an. „Ich finde okay, dass die Assoziationen abgehen, wo sie hingehen. Die neue Platte ist komplett ironiefrei, weil ich Ironie als Form gerade nicht möchte.“ Stattdessen schrieb er Liebeslieder, wollte die Platte erst sogar so nennen. Melancholie und Gesellschaft heißt sie jetzt, weil doch mehr drin steckt, etwa Protestsongs wie „Stilberatung/ Restsexualität“ gegen die allgegenwärtige Flut von nackter Haut: „Mir geht auf den Sack, dass ich das ertragen muss. Dieses Ausziehgebot. Wenn man das weiterdenkt, heißt das doch: Mach dich bis auf die Haut verfügbar, damit du in unserem System dabeisein darfst. Dass sogar ein französischer Präsident, eine eigentlich erzkonservative Gestalt, in einer Unterhose über irgendwelche Strände tänzelt… das find‘ ich Wahnsinn.“

>»www.peterlicht.de