Wenig Mehrwert
MySpace kommt mit prominenter Unterstützung und neuem Konzept zurück. Dem Platzhirsch Facebook wird man so keinen virtuellen Raum streitig machen können.
Wir alle hatten damals denselben, ersten MySpace-Freund. Sein Look: weißes T-Shirt. Sein Name: Tom Anderson. Längst hat der Mitbegründer des ersten großen sozialen Netzwerkes ein Profil bei Facebook. Das Unternehmen, das 2005 noch 440 Millionen Euro wert war, verließ er. Es ging durch viele Hände, wurde mehrmals gerelauncht und nahm einen Userschwund von einst über 270 Millionen auf knapp 60 Millionen hin: Facebook hatte in kürzester Zeit die Online-Welt erobert. 2011 erwarb Justin Timberlake gemeinsam mit einer Werbeagentur die Rechte an MySpace für nur noch 26 Millionen Euro. Heute grinst er uns in den Promo-Videos für den erneuten Relaunch an. MySpace hat sich ein „New“ vorangestellt und will mehr Musik-Applikation als Netzwerk sein. Wie bei Spotify oder Instagram kann man sich sogar mit seinem Facebook-Account anmelden. User werden im Gegensatz zu früher vor allzu großer Individualität geschützt. Statt blinkenden Profilen, die mit holprigen HTML-Kenntnissen verunstaltet werden, bleibt es bei einem individuellen Hintergrundbild, das die insgesamt aufgeräumt wirkende Seite allerdings etwas unspannend wirken lässt. Priorität besitzt die Musik. So wie damals, als wir Bands über MySpace entdeckten. In der aktuellen Beta-Version bietet die Seite aber nur einen optischen Mehrwert. Der Katalog ist mit Diensten wie Spotify nicht vergleichbar. Denn zwar gibt’s angeblich 53 Millionen Lieder. Aber eben nicht die, die man hören will. Beispiel: Von Frank Ocean finden sich lediglich drei Songs, von Tocotronic nur Snippets. Wofür genau New MySpace gut sein soll, bleibt also im Dunkeln.