Besucher des Reeperbahn-Festivals sitzen am 20.09.2017 in Hamburg vor dem Theater "Schmidtchen" auf dem Spielbudenplatz.
Foto: picture alliance / Axel Heimken/dpa.Axel Heimken.All rights reserved.
Von Freibier zu Freibier und: Huch, hier spielen ja sogar Bands! Unterwegs auf dem Reeperbahn Festival 2017.
„Reception“. Der Award für das meist gebrauchte Wort am Wochenende des Hamburger Reeperbahn Festivals geht eindeutig an „Reception“. Diese Dinger finden nämlich an jeder Straßenecke statt. Mal lädt irgendeine Plattenfirma zum Empfang mit Frinks, dann wieder ein Record-Store, die nächste PR-Agentur, sogar ganze Länder – Luxemburg zum Beispiel. Dafür reisen irre viele Business-People nach Hamburg, sie tragen niedliche Halsbänder, die brav ihre Namen zitieren. Das hat auch Vorteile: Weil das Festival Insider anzieht, ist das Line-up entsprechend ausgefallen, sodass Singer/Songwriter wie der wilde Schweizer Faber direkt zum großen Act upgegraded werden.
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Ganz weit oben auf der Weirdo-Checker-Skala: die Show von Superorganism. So muss es wohl aussehen, wenn man ein riesengroßes Tamagotchi von innen betritt. Oder mit Super Mario zwischen Tetris-Steinchen umher hüpft. Das „Gruenspan“ wird zum gigantischen Kindergeburtstag, mit Visuals aus fliegenden Delfinen, 8-Bit-Sounds, Apfelbeiß-Samples und Teenage-Backing-Vocals. Die Choreografie des achtköpfigen Quietsch-Elektro-Pop-Kollektivs aus Großbritannien ist dabei teilweise so kitschig, dass Detlef D! Soost sicher weinen müsste.
Weinen muss man auch fast beim Auftritt von Mavi Phoenix im „Moondoo“. Der Club wirbt damit, dass bei ihm „Vintage auf Utopia“ treffe. Zwischen Räucherstäbchen und unglaublich viel Lila träumt man aber nicht von Arabien, sondern wünscht sich heimlich MTVs Reality-Show-Format „Room Raiders“ zurück: Wenn hier jemand die Schwarzlichtlampe über den verlebten Polstern der samtigen Sitzgarnituren schwenken würde, werden Tränen fließen! Das schmuddelige Setting reibt sich am aalglatten Superstar-Sprech der Österreicherin. „Kennt hier jemand Janet Jackson?“, fragt sie bitterernst, um ihren Song „Janet Jackson“ einzuleiten. Das ist nicht sonderlich smart, dafür fehlt das nötige Augenzwinkern, und auch nicht sonderlich witzig, dafür fehlt die nötige Pointe. Phoenix zieht ihre faden Ansagen, die den „Hey Hamburg, ich will deine Arme sehen“-Duktus zu keinem Zeitpunkt überwinden können, belanglos durch. Das ist ärgerlich, weil ihre Rap-Performance tight ist, die dazugehörigen Beats lässig poppen, beides im Zusammenspiel mit den Posen und Small-Talk-Momenten aber leider zu oft wie ambitionierter Gymnasiasten-Rap wirkt.
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