Weichspüler


Es ist noch keine zwei Jahre her, da ließen sich Londons Cool Notes bequem der seichteren Seite des Reggae-Spektrums zuschlagen. Unterbewertet, underpromotet und unterbezahlt wie zig andere, die der Spät-70er Lovers Rock-Boom nach oben spülte, mit einem Reggae-Charttopper („My Tune“) im Gepäck, Clubs und Colleges rauf und runtertourend, als Backup-Band für Desmond Dekker und Clint Eastwood & General Saint ihren Service anbietend, ständig parat und präsent, aber eben nie imstande, aus diesem geschlossenen Zirkel auszubrechen.

„Nach sieben Jahren hatten wir diesen Trott einfach satt“, erklärt Cool Notes-Gitarrist Stevie Mclntosh. „Wirhatten einen Punkt erreicht, wo es irgendwie nicht mehr weiter ging. Und daß dann Dancehall-Sounds die Kontrolle in der Reggae-Welt übernahmen, hat unseren Stand noch erschwert. Wir hatten nie ein hundertprozentiges Reggae-Publikum. Wir waren zu soft, zu süß, unsere Sängerinnen (Lauraine & Heather) sahen zu niedlich aus… Es fiel uns nicht schwer, auf Soul umzusatteln. Wir hatten immer schon Soul-Songs in unserem Repertoire, und auch die Leute, die uns folgten, hatten mit unserem Schwenk keine Probleme.“

Hinzu kommt, daß Tracks wie „You’re Never Too Young“, ein relaxtes Stück Sommer-Soul, nach wie vor von einem latenten Reggae-Akzent profitieren. Stevie: „Jeder weiß, daß du auf britischen Dancefloors alles verloren hast, wenn du 116 BPM (Beats per minute) überschreitest. Nimm De Bärge, nimm Five Star, bei ihren englischen Single-Auskopplungen liegen sie nicht über 115 BPM. Der gegenwärtig geläufige Groove pendelt sich zwischen 105 und 106 BPM ein. “ Mit „You’re Never Too Young“ und dem gleichwertigen „Spend The Night“ fiel es den Cool Notes nicht schwer, sich in diesem Environment zu akklimatisieren.

Keine Probleme mit dem Snobismus von Soul-Hardlinern, Stevie…?

„Doch, schon. Denk‘ an Kool& The Gang, ich meine, die-Soul-Society, hier würde deren Platten nicht mal anrühren. Du bist in diesem Feld einfach Gesetzen unterworfen, die Außenseiter nicht verstehen. Die Leute, die in der Soul-Welt das Sagen haben, machen ihre Musik einfach zu edel und elitär!“

Was unterscheidet die Cool Notes von Brit-Soulstern wie David Grant, Five Star, Jaki Graham oder Loose Ends? „Schiere Schwerstarbeit! Wir sind immer noch zuerst ein Live-Act, und die kannst du in dieser Szene mit den Fingern an einer Hand abzählen!“