Weezer – Weezer


Sieben Jahre nach ihrem Debütalbum beweisen Weezer, dass sie in Sachen Powerpop immer noch das Maß aller Dinge sind.

Nicht, dass die beiden Vorgänger sehr viel länger gewesen wären, aber das ist schon frech. Ziemlich frech sogar. Gerade mal läppische 28 Minuten und 36 Sekunden zeigt der CD-Player an. Nicht einmal eine halbe Stunde. Addiert man den bisherigen Output von Weezer, kommt man also gerade mal auf anderthalb Stunden Musik. Nicht eben üppig, wenn man bedenkt, dass Sänger Rivers Cuomo nun schon beruhigte neun Jahre Songs schreibt. Da dürfte ihm ein Ehrenplatz unter den notorischen Faulpelzen des Pop sicher sein. Warum, fragt man sich da unweigerlich, belästigen uns Bands, die in ihrer ganzen Karriere noch keinen einzigen Song geschrieben haben, der auch nur irgendwie von Belang gewesen wäre, im Halbjahrestakt mit unsäglich langweiligen Alben, während Weezer sich derart bitten lassen? Aber man soll nicht meckern. Sondern sich freuen. Über die zehn neuen Songs. Denn schon nach dem ersten Durchhören weiß man, das mit den 28 Minuten und 36 Sekunden geht in Ordnung. Und zwar so was von. Denn hier gilt tatsächlich: Zehn Songs, zehn Hits. Zehn Mal Powerpop der allerfeinsten Sorte. Das mag vor allem damit zu tun haben, dass Rivers Cuomo dankenswerterweise sowohl seine düstere Phase (die im zweiten, zum Teil unterschätzten Album Pinkerton gipfelte) als auch seinen bösartigen writer’s block (der ihn fast vier Jahre plagte) überwunden hat. Und mit Ric Ocasek einen Altbekannten ins Studio geholt hat. Der ehemalige Cars-Chef produzierte schon das erste Weezer-Album („Die Blaue“, von der allein in den USA mehr als vier Millionen Stück verkauft wurden), jetzt veredelte er auch „die Grüne“. Und schon ist sie wieder da, diese superleckere Mischung aus fröhlich klimperndem Sixties-Pop (man beachte die Uuu-Hu-Huu-Chöre plus Handclaps in „Photograph,“), sauber straightem Seventies-Gerocke (sollten Cheap Trick am Ende doch ganz okay gewesen sein?) und dem nötigen Schuss Alternative Rock. An dieser Stelle ein herzliches „Hört euch einfach nur mal ‚Knock-down Drag-out‘ an, so macht man’s nämlich, Herrschaften!“ an die Nachahmer von Glow, Liquido und Big Jim, die hier zu Lande rumnerven. Als wären die letzten sieben Jahre einfach nicht passiert, liefert das Quartett eine Palette an kleinen Hymnen, die es locker mit Weezer-Klassikern wie „Buddy Holly“ oder „Undone (The Sweater Song)“ aufnehmen können. Allen voran natürlich die Single „Hash Pipe“, die wie ein Tsunami anrollt, um sich dann in einem Inferno aus Power Chords zu brechen. „Come on and kick me, you’ve got your problems, I’ve got my eyes wide, you’ve got your big G’s, I’ve got my hash pipe“, höhnt Cuomo da – hat aber auf der anderen Seite doch nicht die balls, zum Text zu stehen, und singt für Radio- und Musiksender brav „I’ve got my half pipe“. Gefolgt von „Island In The Sun“, das harmlos-fröhlich daherschaukelt, einen mit Zeilen wie „On an island in the sun, we’ll be playing and having fun, and it makes me feel so fine I can’t control my brain“ einlullen will, nur um im Refrain dann doch wieder die Verstärker röhren zu lassen. Und natürlich das unfassbar smarte „Crab“, das alle Qualitäten dieser Platte in zweieinhalb Minuten auf den Punkt bringt. Beach Boys, Everly Brothers, Van Haien und Kiss muss Cuomo in seiner Jugend wohl gehört haben, um dann – Gott sei Dank doch noch mitzukriegen, dass es irgendwann Nirvana gab. Oder anders, „Crab“ und die anderen neun Songs klingen, als hätten sich die Eels und die Pixies an einem lauschigen Sonntagnachmittag auf eine Runde Kräutertee und Prozak getroffen. Aber das Charmanteste dieser charmanten Platte ist vielleicht Cuomo selbst. Er mag eine Spur erwachsener geworden sein und zumindest zeitweise studiert haben, aber im Grunde ist er immer noch ein Teenage Dirtbag mit Pullunder und Kassengestell sowie einer umfangreichen Comic- und Metalplatten-Sammlung, der sich nicht traut, das Nachbarmädchen anzusprechen. Nicht zuletzt dafür muss man ihn schon mögen.

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