Weezer
Let’s all be friends, yeah? It’s a happy show!“ Weezer-Bassist und -Sprachrohr Matt Sharp gießt Öl auf die Wogen, die ein übereifriger Security-Mann gerade aufzuwirbeln drohte: nach unschönem Handgemenge hatte dieser einen in seinen Augen offenbar allzu gutgelaunten Stagediver in hohem Bogen von der Bühne befördert. Damit hatte sich der rüde Bouncer bei einem Weezer-Konzert natürlich noch mehr zum Buhmann gemacht als anderswo. Testosteronstrotzendes Machogehabe und martialisches Geprügel sind hier definitiv fehl am Platze. Seit dem hymnisch schlurfenden Refrain des Openers ‚Undone -The Sweater Song‘ hüpft und springt hier alles. Das Backstage kocht, doch nicht auf jene verbissen-aggressive Weise, die den Zartbesaiteten bei so manch anderem Konzert mit härterer Gitarrenmusik um sein Wohlbefinden fürchten läßt. Nein, ein Blick in die tobende Runde zeigt es: hier wird gelächelt, selig gegrinst, keine Ellenbogen bohren sich in die Gebisse des Slamdance-Partners, hier wird bestenfalls geknufft, und wenn mal der Stiefel eines Crowdsurfers gefährlich nahe vorbeifliegt – wer wird denn böse sein… Weezer – The Happy Show? Das mit der Happiness ist natürlich auch immer eine relative Sache: zwar sind es nicht der Zorn oder die Besorgnis um politische Mißstände, die die Songs von Weezer schreiben, trotzdem ist nicht alles eitel Freud‘ im Staate Kalifornien. Denn da ist ja noch die Sache mit dem Herzschmerz, dem ureigensten Beweggrund für Aufruhr in der Teenager-Seele. Geliebte Wesen, die plötzlich aus unerfindlichen Gründen nichts mehr von einem wissen wollen, angebetete Wesen, die aus unerfindlichen Gründen noch nichts von einem wissen wollen… Wenn Rivers Cuomo – weitgehend erholt von seiner schweren Bein-Operation, und doch kleinlaut und meist nur gequält lächelnd, der Mann ist kein Showman – diese bittersüßen Hymnen auf die Wehmut anstimmt (Höhepunkte: das herzzerreißende ‚Say It Ain’t So‘ und ‚Pink Triangle‘), dann fällt einem wieder das Video zu ‚Buddy Holly‚ ein, das die vier als Partykapelle für ein heftig pubertierendes Publikum in den frühen Sixties zeigt: sonnige Melodien, frische Klänge, viel Frohsinn – und im Knopfloch des Hawaiihemds eine Träne. So mag man sich in einem Anfall von Nostalgie die Konzerte der frühen Beach Boys vor teenyboppender Meute vorstellen. Wenn auch das Arrangement mehrstimmiger Gesänge und Gitarren letztes Jahr noch einer der faszinierendsten Qualitäten der Liveband Weezer – nicht mehr ganz so perfekt steht, wenn die Songs des neuen Albums ‚Pinkerton‘ auch nicht so restlos hinreißend sind wie die des Debüts: Preis und Ehr‘ sei Weezer. Diese Band ist gut für die Seele.