Kritik

„WandaVision“ (Staffel 1) bei Disney+: Der Höhepunkt des Marvel Cinematic Universe


Lacher aus dem Off, Vorstadt-Idylle und zwei Superheld*innen in einer Sitcom-Simulation: „WandaVision“ ist eine Hommage an das Fernsehen – und gleichzeitig Marvels Weg in die Zukunft.

Marvels erstes TV-Original „WandaVision“ (wir ignorieren mal die Netflix-Coproduktionen rund um „Daredevil“, „Luke Cage“ und „Jessica Jones“) ist nicht vergleichbar mit irgendeiner zuvor veröffentlichten Superhelden-Geschichte. Denn statt im Hier und Jetzt, kommt die Serie im Setting einer weirden 50er-Jahre Sitcom daher – und das wirkt ziemlich irre, aber auch irre gut.

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Die Ausgangslage: Alles auf Anfang?

In den ersten Episoden leben Wanda Maximoff (Elizabeth Olsen) und Vision (Paul Bettany) ein beschauliches Vorstadt-Leben in einer amerikanischen Kleinstadt. Sie beherrschen die bekannten Fähigkeiten, Energie-Manipulation und Dinge schweben lassen (Wanda), sowie Allwissenheit und telepathische Fähigkeiten (Vision). Diese Ausnahmetalente kommen etwa beim Dinner mit dem Chef und seiner Gattin zum Einsatz, wie auch bei einer Talentshow in der Nachbarschaft. Und das zieht Chaos nach sich.

Die bekannten Ereignisse aus dem MCU, wie der Kampf gegen Thanos, das Auslöschen der Hälfte aller Lebewesen und die Rückkehr einige Jahre später, finden jedoch zunächst keine Erwähnung. Auch nicht der nicht ganz unwesentliche Fakt, dass Vision von Thanos längst getötet wurde (nicht nur ein bisschen ausgelöscht). Aber sie müssen allesamt schon stattgefunden haben, schließlich ist die Serie Teil des offiziellen Kanons.

Zum Ende einer jeden Folge wird klar, dass da mehr hinter stecken muss, als zunächst scheint. Denn mit Beginn des Abspanns zoomt die Kamera aus dem biederen Schwarzweiß-Szenario heraus und erscheint auf dem ominösen Bildschirm eines beaufsichtigenden Mitarbeiters der Geheimorganisation S.W.O.R.D..

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Was ist S.W.O.R.D.?

Yes, endlich eine neue Marvel-Abkürzung zum Lernen! S.W.O.R.D. ist die kosmische Abteilung der Verteidigungsorganisation S.H.I.E.L.D. (wir erinnern uns: „Strategic Homeland Intervention, Enforcement, and Logistics Division“), die nach dem Zweiten Weltkrieg von Iron Mans Vater Howard Starck und Peggy Carter gegründet und später von Nick Fury geleitet wird. Das Ziel von S.H.I.E.L.D. ist es im Grunde Superheld*innen im Kampf gegen übernatürliche Gegner*innen zu beaufsichtigen und zu unterstützen.

S.W.O.R.D. steht nun für: „Sentient Weapon Observation and Response Department“. Das erste Mal erwähnt wurde dieses im Jahr 2004 in einem X-Men-Comic – geschrieben von niemand Geringeres als Regisseur Joss Whedon. Fun Fact: Whedon deutete schon in seinem „Avengers 2: Age of Ultron“ (als auch Vision erschaffen wurde) auf die Existenz hin. Der außerirdische Geheimdienst wird nun im Hause Marvel benutzt, um die zunehmende Anzahl an Weltraum-Abenteuern miteinander zu verknüpfen.

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Von „Captain Marvel“ über „Spider-Man 2: Far From Home“ zu „WandaVision“

Erinnert Ihr Euch noch an die Post-Credit-Szene in „Spider-Man 2: Far From Home“? Darin sehen wir Nick Fury (Samuel L. Jackson) scheinbar im Urlaub, der sich als kleiner Simulationsraum an Deck eines Raumschiffs oder einer Station im Weltall entpuppt. Mit ihm an Bord sind jede Menge Skrulls (Gestaltenwandler, die in „Captain Marvel“ eingeführt wurden). Dies könnte bereits die erste Gelegenheit gewesen sein, dass wir einen Blick in S.W.O.R.D. werfen konnten.

Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich nun auch Wanda in einer solchen Simulationsschleife beziehungsweise Illusion befindet und dabei von S.W.O.R.D. beaufsichtigt wird. Einige Begegnungen und Glitches in „WandaVision“ deuten schon mal darauf hin. So trifft sie etwa in der zweiten Folge auf Monica Rambeau (Teyonah Parris), die wir in „Captain Marvel“ bereits als Tochter der besten Freundin von Superheldin Carol Denvers (Brie Larson) kennenlernten. Monica ist nun erwachsen und Agentin von S.W.O.R.D. (wie durch Sammlerkarten im Vorfeld des Serienstarts bereits durchgesickert ist).

Ebenfalls in Folge 2 ertönt im Sitcom-Hintergrund eine Stimme im Radio, die nach „Ant-Man“-Agent Jimmy Woo (Randall Park) klingt und fragt: „Who’s doing this to you?“. Und wenn eine Antwort nicht im Sinne der Hauptdarstellerin ist, wird auch schon mal zurückgespult und neu angesetzt. Am Offensichtlichsten ist der Bezug zur neuen Organisation aber, als Wanda und Vision von einem Geräusch gestört werden, nachsehen und auf der Straße ein Mann im Imker-Kostüm aus einem Gulli emporsteigt. Auf seinem Rücken trägt er das S.W.O.R.D.-Logo. Wanda spult aber auch diesen Moment lieber schnell zurück. Wie genial ist das denn bitte?

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Fake-Realität, um ein Trauma zu verarbeiten?

Die Ereignisse in „WandaVision“ lassen sich stark mit dem Handlungsbogen aus den „House of M“-Comics verknüpfen, als sie selbst eine fiktionale Realität erschafft, um einen verheerenden Verlust zu verarbeiten (ist der Tod von Vision vielleicht gemeint?). Wir wissen außerdem bereits von den Marvel-Offiziellen, dass die Serie direkt mit der Kino-Fortsetzung „Doctor Strange in the Multiverse of Madness“ zusammenhängt. Mit diesem und weiteren angekündigten Weltall-Abenteuern à la „Captain Marvel 2“ und „The Eternals“, scheint sich der Comic-Riese mehr und mehr Grundlagen eines neuen, großen, zusammenhängenden Film- und Serien-Universums zu erschaffen.

Staffel 1 von „WandaVision“ passt perfekt in dieses Schema, da sie uns mit einer neuen Einheit bekannt macht, bevor wir mit lauter Fragezeichen das nächste Mal im Kinosessel sitzen. Und etwas alternative Realität schadet uns aktuell in der Verlängerung der Verlängerung des Corona-Lockdowns sicherlich auch nicht. Wir lieben jedenfalls den neuen Ansatz von „WandaVision“, der zwar etwas oldschoolig gemacht ist, aber auf diese Weise umso frischer im Serien-Allerlei wirkt. Und Wanda zusammen mit Vision sind auch einfach das ideale Paar!

„WandaVision“ ist am 15.01. bei Disney+ im Abo gestartet und erscheint im wöchentlichen Rhythmus in Doppelfolgen. Es wird 9 Folgen geben, die etwa 30 Minuten lang sind. Eine zweite Staffel ist noch nicht angekündigt.

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