Vegas, Las


Nicht mehr Familien und Pauschaltouristen sollen, wie in den letzten 15 Jahren, Las Vegas Geld bringen. Die Vermarktungsstrategen haben das vergnügungssüchtige Jungvolk, welches zwischen Zockerei (->Poker), Seitensprung und Rausch nicht auf den Cent schaut, in den Mittelpunkt ihrer Bemühungen gerückt (Menschen wie -> Kevin Federline also, dessen exorbitante Spielschulden wohl aber nur ein Scheidungsgrund von vielen war). In den Clubs der Megahotels am Strip treten immer mehr bekannte DJs und Rockbands auf. Und nach den langfristigen Engagements von dereinstigen Auslaufmodellen wie Elvis, Celine Dion und diversen Rat-Pack-Mitgliedern folgte zuletzt ein vergleichsweise aktiver Popstar dem Ruf der Touristendollars: Prince lässt sich seit Anfang November die Atmosphäre seiner höchstselbst befunkten Hauspartys im dem Casinohotel „Rio“ einverleibten Nachtclub „3121“ vergolden – freitags und samstags. Sein angeschlossenes Restaurant trägt den Namen „Jazz Cuisine“. Na dann guten Appetit!… In welchem Hotel bauen sie wohl das CBGB’s wieder auf? Und wer bestreitet dort das Wochenprogramm? Iggy Pop? Debbie Harry? Und wie könnte ein angeschlossenes Restaurant heißen? Der New Yorker Club, Kinderzimmer des US-Punkrocks, musste im Oktober nämlich endgültig schließen und soll in Vegas wieder aufzuerstehen. Papa und Mama beim Prince, die Kleinen in Joey Ramones alter Lieblingsgarage … Nun, wenn’s doch dem Rock hilft! Das tun – nun ja, indirekt – auch die immer reichlicher und abstrakter wie absurder werdenden Rock-und- Pop -Musicals („Love“/ -* Beatles, „Gabba Gabba Hey!“/ Ramones etc.). Zumindest helfen sie der anhaltend einherstrauchelnden Musikindustrie, Aktionäre und oberes Management wieder ein bisschen milder zu stimmen. Da gibt’s noch Geld zu verdienen. Als Spielort von Musicals gewinnt Vegas dabei einen immer größeren Stellenwert und hat New York und London längst abgehängt. Nun, dass der Pop, ist er satt und Routine geworden, nach Vegas geht, ist seine Bestimmung. Doch plötzlich kommt Pop auch aus der Fassadenstadt. Mit The Killers, denen ihr zweites Bombastrock-Album sam’s town genügend Argumente an die Hand gibt, die Hatz offiziell auf Stadionbeglücker wie U2 und Coldplay zu eröffnen, und der ebenso barocken Emo-Rockpopkapelle Panic! At The Disco spielen gleich zwei Bands im großen Spiel um Awards und Arena-Auslastungen mit. Dass sie Las Vegas gebührend vertreten, daran besteht kein Zweifel: Sie wollen den Jackpot, sie wollen die Bank sprengen. (OGÖ)