„Unverantwortlich!“: Gwyneth Paltrow erntet erneut Kritik
Fernsehproduzentin Caroline Hollick verurteilt Paltrows Anti-Aussagen über Intimitätskoordinator:innen.

Intimitätskoordinatoren sollen an Filmsets dafür sorgen, dass Sex-Szenen für alle Beteiligten – vor allem für die Schauspieler:innen – möglichst angenehm gestaltet werden. Doch einige Darsteller:innen empfinden ihre Arbeit offenbar als überflüssig. Gwyneth Paltrow äußerte sich vor kurzem ähnlich und wurde dafür im Netz bemeckert und nun auch von der Fernsehproduzentin Caroline Hollick dafür kritisiert.
Paltrow fühlt sich durch Intimitätskoordinatoren eingeengt
Mitte März sagte Paltrow, dass sie sich durch die Handlungen der Intimitätskoordinator:innen „sehr eingeengt fühle“. Paltrow habe dem Koordinator ihres kommenden Films „Marty Supreme“ sogar gesagt, dass er sich in Sexszenen mit Paltrow und ihrem Co-Star Timothée Chalamet „ein wenig zurückhalten“ solle. In den sozialen Medien wurden diese Aussagen intensiv besprochen. Auch in der Filmbranche wurde die Diskussion über Intimität im TV dadurch wieder angekurbelt.
Die Fernsehproduzentin Caroline Hollick bezeichnet solche Aussagen als „ziemlich unverantwortlich“. Ihrer Meinung nach beweise es, dass Intimitätskoordinatore:innen „in den Randbereichen der Kulturkriege gefangen sind“. Beim Filmfestival „Series Mania“ sagte sie auf einer Podiumsdiskussion diesbezüglich: „Hin und wieder macht ein Schauspieler einen Kommentar darüber, ob er Intimitätskoordinatoren mag oder nicht. Gwyneth Paltrow sagte, sie sei in einer Zeit aufgewachsen, in der man [in Hollywood] ‚die Klamotten ausziehen und weitermachen konnte‘. Als mächtige Frau in Hollywood, die mit einem Mann zusammen schauspielert, der viel jünger ist als sie, bin ich mir sicher, dass [Chalamet] cool ist, aber ich fand es ziemlich unverantwortlich, so etwas zu sagen.“
Unterstützung der Schauspieler
Hollick zufolge müsse man „sehr sorgfältig über Macht und Machtstrukturen nachdenken“, wenn es um intime Szenen geht. „Einen Intimitätskoordinator ans Set zu holen, stärkt einen Schauspieler, weil er jemanden an seiner Seite hat, der für ihn kämpft. Produzenten haben eine Agenda, Autoren haben eine Agenda und Regisseure haben eine Agenda. Deshalb sei es wichtig, jemanden zu haben, der den Darsteller unterstützt“, so die TV-Produzentin.
Ihrer Meinung nach solle man Sexszenen den gleichen Status wie Stuntszenen zuschreiben. Damit würde ermöglicht werden, „tief in die Materie einzudringen und zu sagen: ‚Diese Szenen sind lustig und sexy und das ist auch in Ordnung‘“. Insgesamt wünsche sich Hollick, dass eher mehr als weniger Sexszenen im Fernsehen gezeigt werden sollten. „Es ist wichtig, dass wir mehr Sex im Fernsehen haben, sonst sehen die Leute nur noch Pornografie“, erklärte sie diesbezüglich.
In der Podiumsdiskussion „Let’s Talk About Sex! (And Consent)“ wurde über die Rolle von intimen Szenen im Fernsehen diskutiert, besonders in Zeiten, in denen „Pornografie nur ein paar Klicks entfernt ist“. Neben Caroline Hollick sagte unter anderem Manuel Alduy, der bei „France Télévisions“ arbeitet, dass moderne Fernsehsendungen in der Lage sein müssen, zu zeigen, dass „Consent möglich ist“, auch wenn das nicht in allen Ländern ein Rechtsbegriff sei.
Mehr zum Kontext
Der „Vanity Fair“ erzählte Gwyneth Paltrow konkret im Interview, über das nun viel gesprochen wird: „Es gibt jetzt so etwas wie Intimitätskoordinator:innen, und ich wusste nicht, dass es den Beruf gibt. Ich dachte: ‚Girl, ich komme aus der Zeit, in der man sich auszieht, ins Bett geht und die Kamera läuft.‘“
Wie sich herausstellte, fühlte sich Paltrow bei den Dreharbeiten zu „Marty Supreme“ schließlich sogar ohne eine:n Intimitätskoordinator:in wohler als mit. Dazu gab die 52-jährige US-Schauspielerin ein Gespräch wider: „Wir sagten: ‚Ich denke, wir kriegen das schon hin. Du kannst dich ein bisschen zurückhalten.‘“
Ihre Erklärung hierzu weiter: „Ich weiß nicht, wie es für Kinder ist, die gerade erst anfangen, aber… wenn jemand sagt: ‚Okay, und dann legt er seine Hand hierhin‘… ich würde mich als Künstlerin dadurch sehr beengt fühlen.“
Dass sie mit Timothée Chalamet Sexszenen drehte, kommentierte Paltrow nur humorvoll mit den Worten: „Ich dachte: ‚Okay, toll. Ich bin 109 Jahre alt. Du bist 14.‘“ Wie der 29-Jährige zur Zeit am Set mit Paltrow empfand, bleibt jedoch unklar. Auch wie er darauf reagierte, dass sie gegen die Intimitätskoordinator:in in der Szene war, wurde nicht übermittelt, genauso wenig wie die Info, warum es so viele Bett-Momente in dem Film bräuchte.
Darum geht es in „Marty Supreme“
Der Film von Josh Safdie (bekannt für „Der schwarze Diamant“) soll angelehnt an das Leben von Tischtennisprofi Marty Reisman sein. Doch generell wurde das Ganze zu einer Sportabenteuerkomödie fiktionialisiert, in der Chalamet die Hauptrolle übernimmt. Welchen Part Paltrow konkret spielt, ist unklar. Auch wann „Marty Supreme“ hierzulande in die Kinos kommt, steht noch in den Sternen. In den USA ist der Release-Termin für den 25. Dezember 2025 angepeilt. Auch beim Ensemble dabei: Tyler, the Creator und Abel Ferrara.