Und was bitte ist „„lreland Rock“?
Sie mögen Bratwürste und sind ein bisschen unsicher. Und für ihr neues Album haben sich The Killers selbst überlistet.
Vor dem Interview die letzten Instruktionen von der Plattenfirma: Lieber nicht allzu genau nach dem Albumtitel fragen oder nach der Trackliste! Eine Woche zuvor seien Interviews deswegen ganz schnell beendet gewesen, The Killers seien zwar eigentlich keine schwierigen Gesprächspartner, nur zuweilen ein wenig unsicher. Brandon Flowers betritt zögerlich die alte Bibliothek, in der das Fotoshooting stattfindet. Er hat abgenommen, der Schnurrbart ist verschwunden. Gut sieht er aus in dieser komischen Jacke mit den federbesetzten Schulterklappen. „Das ist das Outfit zur neuen Platte“, murmelt er, und man denkt unweigerlich an Queen.
Dave Keuning, der Gitarrist, kommt herein und sieht aus wie Brian May. Das Interview will er aber dann doch lieber anderswo machen, zielstrebig sucht er sich die kleinste Ecke in diesem Hotel aus und stellt gleich mal klar: Beabsichtigt ist die Queen-Assoziation auf keinen Fall. „Aber Queen ist eine meiner Tops-Bands, einer der ersten Rock-Einflüsse überhaupt. Eine Gemeinsamkeit zwischen ihnen und uns sehe ich schon: Sie hatten keine Angst davor, sehr unterschiedliche Stile auszuprobieren. Und ich denke, die haben wir auch nicht.“
Zu 99 Prozent fertig, sagt Keuning, sei das neue Album, das die Band zusammen mit Stuart Price (er produzierte schon zwei Songs auf sawdust) aufgenommen hat. Fünf Wochen dauerte das, aber die eigentliche Arbeit war da bereits getan: In dreiwöchigen „Preproduction-Sessions“ hatte die Band allein Demos aufgenommen, in der von Erfahrung und allgemeinen Gepflogenheiten gestützten Überzeugung, man werde das alles später ja ohnehin noch einmal richtig sauber einspielen. Eine kleine Selbstüberlistung in Sachen ungezwungen drauflosrocken, erklärt Dave, denn: In den fertig aufgenommenen und gemischten 18 Songs finden sich dann doch zahlreiche Spuren aus den ersten, unbeschwert ruppigen Demo-Sessions. „Die Musik ist mehr HOT FUSS als sam’s town, aber wir sind ja auch älter und reifer geworden, und das hört man natürlich. Man hört mehr Rock und Dance. Und etwas, was wir nie zuvor gemacht haben: Ireland Rock.“
Ireland Rock? Was soll das denn sein? Der Gitarrist hebt abwehrend die Hände und grinst, verrät aber nichts Genaueres. „Geduld. Du wirst es früh genug hören. Äh wo sind wir hier eigentlich?“
Wir sind hier in Weimar, The Killers werden heute Abend auf dem Highfield-Festival spielen, gestern waren sie beim Pukkelpop in Belgien, morgen steht das Frequency in Österreich an. Weimar ist Keuning kein Begriff, auch Goethe nicht, „Faust“ schon gar nicht. Aber: „Ich habe vorhin eine Bratwurst gegessen. Ich versuche immer, eine Bratwurst zu bekommen, wenn ich in Deutschland bin.“ Ah. Gut. Aber eine Frage hätten wir dann schon noch. Warum sollten wir nicht nach dem Albumtitel fragen? „Ich weiß nicht. Es stand doch sogar schon im Internet, oder? Wir werden die Platte wahrscheinlich day and age nennen. Also, es kann sein, dass wir uns noch mal umentscheiden, aber schreib doch: Voraussichtlich wird die neue Platte von The Killers den Titel day and age tragen.“
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