Triumvirat – Neubeginn mit Hindernissen
Es ist geschafft: Man sieht förmlich wie sich alle Beteiligten (Gruppe und Schallplattenfirma) den Schweiß von der Stirn wischen. Die neue Triumvirat-LP, "Pompeji" ist fertig. Sie hat nicht nur runde 150 000 Mark sondern auch einen Haufen Nerven gekostet. Begleitet wurde die Produktion von einem tragischen Unglücksfall (Helmut Köllen starb in seinem Wagen durch Autoabgase), und der ehemalige Triumvirat-Drummer Hans Bathelt pochte auf seine Rechte am Namen Triumvirat. Um die Platte unbehelligt auf den Markt bringen zu können, entschloß man sich nun, die Gruppe in "New Triumvirat" umzubenennen.
Von Triumvirat kann sowieso nicht mehr die Rede sein, denn mittlerweile waren es vier Leute geworden mit dem Sänger Barry Palmer, dem Münchener Bassisten Davie King und dem Drummer Curt Cress. Mit diesen drei Musikern wollte Keyboardmann Hans Jürgen Fritz nach Veröffentlichung der LP Mitte September zu einer Tournee in die Staaten, nach Brasilien und Portugal starten und Ende des Jahres endlich wieder in Deutschland Konzerte geben. Aber daraus wird nichts. Curt Cress, der bei einer anderen Schallplattenfirma unter Vertrag ist, muß dort seine LP-Verpflichtungen erfüllen und wird zunächst keine Zeit haben. Bei der Info-Show am 21.August saß für ihn schon ein Studiomusiker an den Drums. Wie es heißt, wird Dave King mit Curt ins Studio gehen, und Jürgen Fritz hofft, daß sich auf seine Anzeigen in den englischen Musikblättern gute Ersatzleute finden lassen.
Das Personalkarussell wird also auch bei New Triumvirat vorerst nicht zur Ruhe kommen. Die Gruppe war ja für ihr ständiges Bäumchen-wechsel-dich-Spiel schon verschrien. Manch einer schiebt Hans Jürgen Fritz dafür den Schwarzen Peter zu. Unbestritten bleibt jedoch, daß er seit jeher der Macher und das Rückgrad der Gruppe war – was ihn allerdings manchmal dazu verleitet haben mag, mit den anderen wie Marionetten umzuspringen, bis schließlich auch sein anhänglichster Mitstreiter, Hans Bathelt, nicht mehr dazugehörte.
Worüber sich die beiden schließlich mittels ihrer Rechtsanwäle unterhielten, war ein Wirrwar aus finanziellen und rechtlichen Dingen. Hans Bathelt, der schon lange als Label-Manager bei der Schallplattenfirma arbeitet und nur noch privat Musik macht, ließ sich nicht so einfach vor die vollendete Tatsache stellen, daß „Porky“ Fritz so selbstverständlich mit dem alten Namen weitermachte. Für Jürgen war die Sache jedoch ganz klar: Schließlich sei er es gewesen, der Triumvirat über all die Jahre am Leben gehalten habe. Ganz zu schweigen natürlich davon, daß er für das gesamte Material verantwortlich sei.
Vor dieser Hick-Hack-Kulisse entstand nun „Pompeji“: ein monströses Oevre, bei dem Jürgen seinen musikalischen Ambitionen keinerlei Zwang antat. Dieses Konzeptalbum mit der „Monsterstory über Pompeji“ (Jürgen) entstand in Conny Plancks Studio mit Ouvertüre und allen Schikanen: Opernhaft und nicht gerade leicht verdaulich, obwohl der Meister selbst der Ansicht ist, dieses Album sei wieder mal etwas kommerzieller geraten. Nur wenn sein Talent als Komponist und Arrangeur wie hier mit ihm durchgeht, ist es nicht gerade leicht, ihm zu folgen. Vom klassischen Bombast kann er sich offenbar nicht trennen, ebensowenig wie von den hektischen Keith Emerson-Breaks. Zwischendurch bringen zwar ausgesprochen schöne und harmonische Passagen Ruhe ins Geschehen, andererseits verbreitet sich wieder äußerste Nervosität.
„Ist doch großartig“, höre ich jetzt, „wenn jemand in der Lage ist, dermaßen viel aktionsgeladene Spannung auf die Platte zu bringen. Erdbeben und Vulkanausbruch sind nun einmal gewaltige Ereignisse.“ Stimmt ja auch, Jürgen Fritz ist wirklich ein Talent. Schade ist nur, daß er sich von seiner klassischen Besessenheit nicht frei machen kann. Wie die relaxten Einschübe auf der LP beweisen, ist er durchaus in der Lage, kommerzielle und trotzdem anspruchsvolle Titel zu schreiben. Abgesehen davon, daß der Klassik-Boom in der Rock-Musik längst vorüber ist, erscheint seine Wühlerei letztenendes verschenkt, für echte Klassik-Freaks unbefriedigend und für Rock-Fans erst recht.
Jetzt im September erscheint übrigens das von ihm produzierte Helmut Köllen-Soloalbum, das bereits lange vor dem Unfall aufgenommen worden ist. Der Titel „You Won’t See Me“.