Trautes Heim: Jule Neigel
Ludwigshafen, Fußgängerzone. An einer großen Altbauwohnung fehlt das Türschild. Kein Wunder, denn hier residiert Jule Neigel.
Pinsel und Palette
„Malen war neben der Musik schon immer meine große Passion. Schließlich ist Malen eine sehr kreative Sache. Nach dem Abitur habe ich sogar überlegt, ob ich Kunst studieren soll. Letztlich war mir die Musik jedoch wichtiger. Aber ich male immer noch sehr gern und oft, allerdings nur für den Hausgebrauch. Meine Bilder zeige ich euch lieber nicht – so doll sind die nämlich gar nicht, finde ich.“
Stiefelette, Größe 38ß
„Das ist mir neulich erst passiert. Es war während des Open-Air-Auftritts vor 50.000 Leuten in Hamburg zusammen mit Eros Ramazzotti und Peter Maffay. Beim dritten Song, ‚Leben‘, brach dieser Absatz ab. Man könnte also sagen, daß ich durchs ‚Leben‘ gestolpert bin. Immerhin bin ich nicht hingefallen. Ich hab‘ dann den anderen Schuh auch ausgezogen und barfuß weitergemacht. Seitdem nehme ich diesen Schuh als Glücksbringer immer mit zu den Konzerten.“
Drittes Auge
„Ein Silberring. Man nennt dieses Symbol, das es in vielen Kulturen gibt, ‚Das Dritte Auge‘. Manche tragen es auch als Ohrring oder als Kette. Das Dritte Auge soll dich vor Unglück schützen. Und da ich ein durchaus abergläubischer Mensch bin, trage ich diesen Ring fast immer.“
Hanteln
„Meine Hanteln hat mir unser Trommler vermacht. Sie sind verdammt schwer, aber ihm waren sie zu leicht geworden. Er hatte sie schon vor langer Zeit mit Gaffa-Tape umwickelt. Jetzt trainiere ich damit, wenn wir auf Tournee sind. Gott sei Dank sind die Jungs aus der Band so lieb und tragen mir die Dinger.“
Reisesouvenirs
„Die Trommel, das Nomadenkleid – es ist übrigens mehr als 150 Jahre alt – und auch die goldene Kugellampe mit den eingearbeiteten blauen Steinen habe ich aus Luxor in Ägypten mitgebracht. Neben dem stark bevölkerten Touristenbasar gibt es dort auch einen Markt nur für Einheimische, wo sich kaum ein Fremder hinverirrt. Dort habe ich diese Sachen gefunden.“
Gläser
„Ich sammle Trinkgefäße in allen Formen und Farben, zum Beispiel den [ goldenen Kelch, den ich in Rom auf dem Flohmarkt erstanden habe. Der bunte Becher stammt aus Venedig und ist ganz typisch für die dort gepflegte Glasmalkunst. Das Glas mit den Knubbeln ist einem keltischen Motiv nachempfunden. Insgesamt besitze ich etwa hundert verschiedene Gefäße. Einiges stammt von Flohmärkten und Antiquitätenmärkten, manches aber auch aus Haushaltsauflösungen. Mit der Sammlung begonnen habe ich übrigens, weil ich es sehr schön finde, wenn jeder meiner privaten Gäste sein eigenes Glas hat.“
Kinderfoto aus Sibirien
„Da war ich etwa zwei Jahre alt. Dies ist das einzige noch von mir existierende Foto, das während meiner Kindheit in Sibirien aufgenommen wurde. Als meine Familie 1972 nach Deutschland übersiedelte, war es in den damals sozialistischen Ländern üblich, daß man praktisch nichts mitnehmen durfte. Außer diesem Foto besitze ich deshalb fast nichts mehr aus der Zeit in Rußland. Ich war bei der Ausreise gerade sechs Jahre alt. Meine Eltern hatten schon rund 20 Jahre auf diese Ausreiseerlaubnis hingearbeitet. Daß es dann endlich geklappt hatte, lag an meinem deutschen Großvater mütterlicherseits, der herausfand, daß Teile seiner Familie noch in Sibirien lebten. So wurde die Ausreise möglich.“