Touched By The Hand Of Frank


Wer hat Adam Green vom Himmel geworfen? Einen ihrer außergewöhnlicheren Popstars und Songwriter verdankt die Welt (na gut: Kontinentaleuropa) nicht zuletzt einem lahmen Handgelenk. Und offenbar prominenter Intervention vom Sänger-Olymp.

Und, wie war’s mit Adam Green gestern? Wenn einer so breit die Republik mit Interviews versorgt wie Adam Green anlässlich des neuen Albums gemstones, kann man vor dem eigenen Zusammentreffen mal mit befreundeten Kollegen telefonieren, die schon das Vergnügen hatten. Oh, recht angenehm, kommt es aus Berlin. An einer Stelle habe Green davon erzählt, wie ihm Frank Sinatra im Traum Ratschläge in Sachen Songwriting gegeben habe. Hach, schöne Anekdote. Schade, dass sich beim eigenen Interview Nachfragen in diese Richtung anstandshalber verbieten, um dem Kollegen nicht die Geschichte zu klauen.

Dass ein lndie-Songwriter aus dem New Yorker Underground vor lauter Nachfrage von Spiegel bis Bravo eine geschlagene Woche mit Presseterminen allein in Deutschland füllen kann, hat man eher selten. Dass er diesen Marathon willig absolviert, spricht für die Disziplin und den Erfolgswillen von Adam Green. Disziplin und Erfolgswillen? Abgesehen von seinem Äußeren – zerschäbtes Jacket mit geplatzer Naht an der Schulter, wild-zauselige Frisur – entspricht der 24jährige kaum dem Image vom verspult-tapsigen Slacker-Kauz, mit dem er selbst gern spielt. Mit hellwachem Blick sitzt er im Interview. Gelacht wird kaum, Greens Humor- so wahrnehmbar- bleibt knochentrocken, kein Geblödel, no bullshit. Green plaudert nicht, er erklärt sich; artikuliert, bisweilen dozierend, in Schwallen. Sein Englisch ist dabei voll mit den „like“s und „kinda“s des US -Jugendsprechs, doch entfährt dem Mann, der für seine explizite Lyrik bekannt ist, in 60 Minuten kein einziges „fuck“/“fucking“.

Nichts, was Adam Green sagt, zielt platt auf Profilierung ab. Und wenn etwas anmaßend oder „heftig“ kommt, spürt man dahinter kein Kalkül, sondern den Affekt eines ehrgeizigen jungen Mannes, dem seine gute Erziehung Großspurigkeit verbietet, der aber auch nicht gewillt ist, aus falscher Bescheidenheit auf ihm zustehende Anerkennung zu verzichten. Der Erfolg seines zweiten Albums FRIENDS OF MINE von 2002 hat ihn überrrascht, aber er findet ihn höchst gerechtfertigt. Und wenn man anmerkt, interessanter, als zu erklären, warum er ausgerechnet in Deutschland so gut ankommt, sei doch die andersrum gestellte Frage, warum ihm USA und Großbritannien eben noch nicht zu Füßen liegen, stimmt er zu.

„Aber wenn ich das selber sagen würde, klänge es ziemlich selbstverliebt.“ Vor dem Interview befindet sich Green mit dem FotogTafen Christian in Diskussion darüber, dass der ME für die Green-Titelbild im Oktober 2004 nicht das von ihm favorisierte Foto verwendete. „Das hätte super ausgesehen „, mault er und wirkt eher sauer als nur enttäuscht. Adam Green ist ein – schluck! – ernsthafter junger Mann, der weiß, was er kann und was er will. Und auch, was Journalisten mögen und was gut für die Mythenbildung ist. Zum Beispiel: Geschichten über orakelige Träume mit Frank Sinatra.

Du warst eben ganz aufgewühlt wegen des von uns verschmähten Titelfotos. Ist es dir wichtig, Kontrolle über dein Bild nach außen zu hoben ?

ADAM GREEN: Nun, ich habe eine Meinung dazu. Das eine Foto war einfach besser als das andere. Aber das raubt mir nicht den Schlaf. Letztlich konzentriere ich mich auf die Musik.

Kriegst du gute Reaktionen auf das neue Album ?

Ziemlich gute. Mein Label ist sehr glücklich damit. Sie gehen davon aus, dass sie davon in der ersten Woche mehr verkaufen werden als von FRIENDS OF MINE insgesamt.

Siehst du die Unterschiede zu FRIENDS OF MINE?

Die Songs sind für die Live-Performance geschrieben worden, auf Tour. Während ich FRIENDS OF MINE zu Hause geschrieben habe, in Brooklyn und Manhattan, beim Rumlaufen im Park, in den Straßen, in der U-Bahn. Und dabei habe ich nicht darüber nachgedacht, die Songs irgendwann live zu spielen. Ich dachte ja nie, dass ich mit FRIENDS OF MINE um die Welt touren würde. Dass „Jessica“ ein Hit in Europa würde. Die ursprüngliche Idee für die Tour war ja, dass ich mit Streichern touren sollte. Dann wurde das zu teuer, und da erst habe ich meine jetzige Band zusammengeholt. Seitdem haben wir etwa 120 Shows gespielt. Auf der Tour habe ich die meisten Songs für GEMSTONES geschrieben, auf diesem Ding (holt ein kleines Digital-Diktiergerät heraus), da singe ich einfach rein. Die haben wir geprobt und gleich ins Programm genommen. Und wir nahmen sie für das Album genau so auf, wie wir sie live gespielt hatten. Auf der ganzen Platte ist nur ein Overdub, das Gitarrensolo in „Down In The Street“. Der erste Song, den ich schrieb, war „Gemstones“, in dem viele Wendungen und Überraschungen drin sind. Aber die Melodie fließt. Ich war sehr auf der Hut, nicht zu „arty“ zu werden.

Neigst du denn dazu ?

Na ja, es hätte schon Ideen in so eine Richtung gegeben. Aber ich wollte melodische Songs, mit denen sich die Leute wohlfühlen. Der ursprüngliche Plan war eigentlich, auch auf GEMSTONES wieder Streicher zu haben. Und Jane Scarpantoni (Cellistin und Arrangeurin auf friends of MINE; d.Red.) schrieb Arrangements für fünf Songs. Aber ich wurde damit nicht warm. Sie machten die Songs zu voll. Und ich konnte mich mit diesem Sound auch nicht mehr identifizieren. Ich habe mit der Band so sorgfältig an den Songs gearbeitet, dass ich an diesen Arrangements hänge.

Wie arbeitest du mit der Band?

Na ja, ich bin so ziemlich der Boss. Ich schreibe fast alles-Texte, Musik, Akkorde. Weil ich auf diesem Rekorder schreibe, höre ich die Songs sehr rhythmisch. Weil ich nur mit dem Beat der steht am Anfang von allem, den hab ich im Kopf… darauf komme ich gleich noch – und meiner Stimme arbeiten kann. Ich bin also sehr strikt mit den Drums. Wenn wir mit einem Song anfangen, setze ich mich ans Schlagzeug und spiele der Band den Beat vor. Für den Bass habe ich nicht SO viele Ideen. Über den Bass denke ich nicht so viel nach. Also hat Steven (Mertens) recht viel Raum für die Bassparts. Und Keyboards… manchmal habe ich spezifische Vorstellungen für einen Melodie-Part, dann spielt Nate (Brown) den. Bei anderen Parts lasse ich ihn was machen. Und Chris (lsom) macht an der Gitarre noch viel mit Harmonien.

Du sagst deinen Leuten also schon zu einem Gutteil, was sie zu tun haben.

Oh (humorlos), machst du Witze? Ich bin … ich meine… ich bin ein Diktator. Meistens. Sie sind bezahlte Musiker. Und die Songs entspringen einer singulären Vision.

Deine Band ist quasi dein Instrument?

Das könnte man so sagen. Und meine Band ist ja auch für sich eine Band. Sie sind The Gnomes, sie spielen auf der Tour im Vorprogramm. Und da spielen sie ihre eigenen Songs. Was war das noch, worauf ich zurückkommen wollte?

Auf den Beat, der am Anfang von allem steht.

Ja, es fängt an mit einem Groove. Und dann erfinde ich dazu Textzeilen und Melodien, ungefähr parallel. Es hilft, dabei rumzulaufen, rumwandern. Und dann schaue ich mir das am nächsten Tag an, und wenn es gut ist, arbeite ich daran weiter und mache einen Song daraus. Wenn nicht, schmeiß‘ ich es weg. Ich arbeite recht langsam, ehrlich gesagt. Ich brauche drei, vier Wochen füT einen Song, und ich genieße das. Eine oder zwei Zeilen pro Tag.

Du verwendest also auch viel Zeit auf die Texte, die ja immer so locker hingeworfen wirken.

Meistens habe ich für jede Textzeile mehrere Versionen und wähle letztlich die beste aus. Es ist komisch: Wenn man lange an etwas arbeitet, wirkt es am Ende wie aus dem Ärmel geschüttelt. Wenn ich einen Monat an einem Song arbeite, sehe ich zu, dass ich am Ende mit jedem Detail daran zufrieden bin. Das ist das Wichtigste für mich beim Songschreiben: Einem Song Zeit zu lassen, genug Distanz dazu zu gewinnen, um sagen zu können: Das ist gut, das ist schlecht. Das bleibt drin, das fliegt raus.

Arbeitest du bewußt an deinem Gesangsstil?

Nicht direkt, er entwickelt sich. Meine ersten zwei Alben – das Moldy-Peaches-Album und meine erste Soloplatte – habe ich gemacht, bevor ich je auf Tour war, und ich klinge darauf noch völlig anders. Als ich dann mit den Moldy Peaches auf einmal jeden Abend auf der Bühne stand, machte ich mir Gedanken: Wie schaffe ich es, dass ich meine Stimme nicht verliere? Wie kriege ich sie kraftvoller? Dann lernte ich Sänger schätzen wie Frank Sinatra und Scott Walker und ihre Technik. Am Ende der Moldy Peaches sang ich viel mehr so. Und jetzt, wieder 120 Shows später, habe ich mich wieder weiter entwickelt. Ich habe jetzt ungefähr zehn verschiedene Charaktere drauf.

Charaktere?

Na ja, ich kann eben verschiedene Qualitäten herausarbeiten. Mal eine höhere Stimmlage. Oder ein tiefes Croonen. Oder etwas mehr Elvis-Mäßiges. Aber darüber denke ich natürlich nicht nach, wenn ich Songs schreibe.

Wie sein Vorgänger FRIENDS OF MINE lebt auch das noch einen Tick elegantere GEMSTONE – das missing link zwischen Jonathan Richman und Scott Walker? – von der Begabung seines Schöpfers für wendungsreiche, doch kompakte Ohrwürmer. Wie macht der Green das? Wie so oft in der Kunst ward Großes hier aus Leid geboren. Die Welt wäre vielleicht um zwei meisterliche Folkpop-Alben und einen ihrer ungewöhnlicheren Popstars ärmer, wäre Adam Green nicht vor vier Jahren ein potentiell desaströses Missgeschick widerfahren (hier kommt auch Frank Sinatra ins Spiel): Eines Abends auf Tour mit den Moldy Peaches verletzte er sich seine rechte Hand. Er weiß sogar noch, bei welchem Song.

ADAM GREEN: Bei „New York City’s Like A Graveyard“ schlug ich so hart auf die Gitarre, dass mir wohl eine Sehne riss. Das Schlimme war, dass ich mit der Verletzung noch den Rest der Tour spielte, das hat irreparablen Schaden verursacht. Ich kann mit der Hand kaum ein Senfglas oder eine Tür aufmachen, so schwach ist sie. Ich spiele kaum noch Gitarre, und wenn, muss ich mir eine Schiene ums Gelenk schnallen. Ich war damals fast am Durchdrehen deswegen und hatte seit Monaten keinen Song mehr geschrieben. Und dann hatte ich einen Traum. Ich war in Frank Sinatras Garderobe…

Oh, Frank Sinatra!

… und er gab mir Ratschläge. Er sagte, ich solle die Gitarre bleiben lassen und Songs so schreiben, wie ich sie in meinem Kopf höre. Und er riet mir außerdem, ich solle mir kein Tattoo zulegen. Und ich sagte: „Aber ich habe schon eins. Und er: „Das ist okay, ich habe auch eins. Aber lass dir nicht noch eines machen.“ Das habe ich dann auch nicht. Einige Wochen später kam ich an einem Radio Shack (US-Elelctromarkt-Kette; d. Red.) vorbei und sah diesen Rekorder im Fenster. Ich kaufte ihn, und den ganzen folgenden Nachmittag lief ich in der Stadt rum und erfand einfach Sachen und sang sie in das Ding rein. Daraus wurde letztlich der Song „Bluebirds“. Und ich hatte so viel Spaß daran, dass ich auf diese Weise quasi immer und überall an Songs arbeiten konnte. Und nicht mehr auf die Gitarre angewiesen war.

Also hat dich diese Sache mit deiner Hand in gewisser Weise als Songwriter befreit?

Ja. Das hat mich auf eine gute Sache gebracht. So läuft es wohl manchmal. Und ich hatte noch nie so einen aufschlussreichen Traum.

Warum, denkst du, war es ausgerechnet Sinatra?

Weil ich ihn damals wohl so viel gehört habe.

Wer Moldy Peoches hört, wurde eher annehmen, du seist mit trashigem Indie-Rock sozialisiert.

Nun, die Wahrheit ist… (hält inne, holt dann aus) Ich bin sehr behütet aufgewachsen. Mein Vater wollte, dass ich Baseball-Profi werde. Als Kind durfte ich eigentlich nur aus dem Haus zum Baseballtrainingmit ihm im Garten.

Baseball?

Ja, sein Idol war Hank Greenberg, der größte jüdische Baseballspieler aller Zeiten. Aber ich hörte dann auf, weil ich einfach nicht so athletisch bin. Und ich bekam Hausunterricht, lange Zeit. Mein Bruder unterrichtete mich.

Dein Bruder? Wieviel älter ist er?

Fünf Jahre. Er ist jetzt Astrophysiker. Er brachte mir alles bei, Mathe, Wissenschaften. Musik. Er brachte mir Tuba bei und Klavier. Strauss und Beethoven, solche Sachen. Eine Gitarre bekam ich erst mit zwölf, und da begann ich, selber Songs zu schreiben.

Hattest du denn einen Draht zu Popmusik?

Ich ja, meine Eltern und mein Bruder nicht, die hörten nur Klassik. Pop war mein Ding. Ich hörte Radio. Mit 13 kam ich dann auf die Highschool. Weil ich das dann auch wollte.

Deine erste Berührung mit dem wahren Leben?

Ja. Und ich wollte dann Leute als Freunde, wie ich sie aus dem Fernsehen kannte. Ich freundete mich mit einem Typen an, der mit Speed dealte. Weil er herausstach. Und mich auf gute Musik brachte. Black Flag. Bikini Kill. Palace…

Der war aber wohl älter als 13?

Ja. Der Kontakt brach letztlich ab. Weil er so übel draufkam. Einmal kam er in die Schule und hatte sich alle Haare weggebrannt. Und wusste es nicht mal. Ich war dann immer mehr in der Stadt. Da gab’s Cafes und einen Plattenladen.

Wir reden von deiner Heimatstadt Mount Kisco ?

Ja, genau. Eine Kleinstadt, etwa eine Stunde von New York City. Ich fing dann an, regelmäßig in einem Cafe aufzutreten, mit Covers und eigenen Songs. Viel Folk. Ich arbeitete in dem Plattenladen, und die Typen da spielten mir viel 6oer-Psychedelic-Zeug vor, Incredible String Band, Amon Düül. Und viel frühe amerikanische Folkmusik. Und im Plattenladen traf ich dann dieses einige Jahre ältere Mädchen wieder, die vor Jahren meine Betreuerin im Ferienlager gewesen war. Das war Kimya (Dawson, müder Green die Moldy Peaches gründete; d. Red.). Sie war dann auch mal im Cafe und las Texte. Wir freundeten uns an, und sie wurde so was wie meine ältere Schwester. Ich durfte ja nur raus, wenn ich einen Erwachsenen dabei hatte. Sie war meine Erwachsene.

Wann bist du dann nach New York gezogen?

Als ich 17 war. Mein Vater bekam eine Professur an der Columbia University. Und ich fing an, neben verschiedenen Jobs, in der U-Bahn zu spielen, für recht gutes Geld. Und immer wieder rieten mir Leute, ich solle mal ins „Sidewalk Cafe“ gehen, das wäre was für mich…

Der Rest ist, wie man sagt, Geschichte – das „Sidewalk“ als eine Brutstätte der Antifolk-Szene, die Gründung der Moldy Peaches mit Kimya Dawson etc. -, und man würde sie sich gerne noch von Adam Green erzählen lassen, aber da klopft es dreimal sacht an die Tür: das „Noch fünf Minuten“-Zeichen von der Plattenfirmendame. Dabei haben wir noch gar nicht über das andere Artefakt geredet, das neben GEMSTONES dieser Tage von Green in die Läden kommt: Beim Frankfurter Suhrkamp-Verlag erscheint in zweisprachiger Edition „Magazine“, eine Sammlung von Texten, die Green zum Teil über die letzten Jahre in selbstverlegten Heften veröffentlicht hat und… aber hören wir den Autor selbst, den man für einen Vortrag zum Thema nur anzustubsen braucht.

ADAM GREEN: Es setzt sich so zusammen: Kapitel eins ist ein Gedicht, das ich auf Tour geschrieben habe. Kapitel zwei ist eine Sammlung von Einzeilern aus Notizbüchern, die ich zwischen 17 und 20 geführt habe. Ich habe 16 oder 17 von diesen Büchern. Die Tage nach dem 11. September 2001 saß ich in meinem Apartment rum, mit dieser Weltuntergangsstimmung. Und da ging ich die Bücher durch und schrieb die Sachen raus, die ich gut fand. Kapitel drei ist etwas von 2002, da habe ich zehn Tage hintereinander eine Stunde täglich einfach drauflos getippt. So schnell ich konnte, das war die Idee. Und dann habe ich mir das Wochen später angeschaut und zu etwas editiert, das einen Flow hat. Kapitel vier habe ich speziell für das Buch geschrieben. Ein Langgedicht, an dem ich zwei Wochen ausschließlich gearbeitet habe. Weil ich etwas versuchen wollte, woran ich mich noch nicht gewagt hatte. Und es ist recht cool geworden.

Ich finde es bemerkenswert, dass du hierzulande sogar Fans in Intellektuellen-Hochburgen wie Suhrkamp hast. In den USA hat dir noch niemand eine Buchveröffentlichung angeboten ?

Ja, manchmal frage ich mich schon, warum mich die Medien in den Staaten nicht mehr beachten. Ich meine, viel von dem, was ich schreibe und singe, hat mit Amerika zu tun.

Könnte es damit zu tun haben, dass du schlimme Wörter in deinen Texten benutzt ?

Naja. Mein Verlagsagent hat mich schon formlich angebettelt, keine Schimpfwörter mehr in die Songs reinzuschreiben. Aber für mich sind das ja auch nicht wirklich Schimpfwörter. Sie sollen den Songs eben etwas Biss geben.

Aber siehst du das als Hinderungsgrund?

Könnte sein, aber ich habe keine Lust, mich darauf einzustellen. Darüber mache ich mir Gedanken, wenn ich mal meine Miete nichtmehr zahlen kann. Ich bin momentan in einer guten Position. Ich kann in etwa machen, was ich will. Nicht einmal die Plattenfirma macht mir Druck, irgendwas zu verändern. Und die Leute in den Staaten werden auch noch drauf kommen, denke ich. Vielleicht ja mit diesem Album.

Wird es in Sachen Zensur nicht gerade wieder schlimmer in den USA ? Die Federal Communications Commission, die über die Wahrung von Sitte und Moral in den Medien wacht…

Na ja, in gewisser Weise. Aber jedes Jahr lassen sie ein neues Wort durchgehen. Letztes Jahr war es „ass“. Dieses Jahr zum Beispiel „bitch“.

Wie jetzt? Die erklären das offiziell für okay?

Ja.“.Bitch ist jetzt okay. Drum wird wohl „Gemstones“ die nächste Single sein können.

Machst du dir Sorgen wegen der Bush-Wahl ?

Klar. Ich hoffe, ich werde nicht eingezogen.

So weit wird’s ja wohl nicht kommen.

Ich werde auf jeden Fall niemanden töten.

Und mit diesem beruhigenden Ausblick sagen wir Au Revoir. Adam Green fährt jetzt zum Interview mit der „Bravo“. Einen weiteren Schritt zur Weltherrschaft machen. www.adamgreen.net