Tom Jones


Stolze 50 Lenze ist er inzwischen, doch zum alten Eisen läßt sich der "Tiger aus Wales" noch immer nicht legen. Er stecke alle Kraft in seinen dritten musikalischen Frühling und sei daher stets auf dem Laufenden, was in der "contemporary music" so passiere. Und so spitzte er denn die Ohren und lauschte ...

Chris Rea: „Auberge“

(Trommeil nervös mit den Fingern und sprich zu sich selbst) „Los, los, komm schon, ich kenne dich, du bist doch dieser Typ aus Liverpool. Richtig, Chris Rea. Er verkörpert exakt meine Vorstellungen von .contemporary music‘, selbst wenn seine musikalischen Wurzeln offensichtlich im Rock ’n‘ Roll der 50er Jahre liegen. Egal, die Stimme und Stimmung nicht nur in diesem Song ist genau nach Papis Geschmack.“

Dream Warriors: „My Definition Of A Bombastic Jazz Style“

„Wieder so eine von diesen rappenden Quasselstrippen. Allerdings ist das hier nicht Rap im traditionellen Sinne, sondern mit pfiffigen Jazz-Anspielungen aufgepeppt. Wahrscheinlich kann ich deswegen weit mehr damit anfangen als mit der üblichen Rap-Dröhnung. Mit diesem maschinellen Einheitsbrei kann ein alter Handwerker wie ich einfach nicht warm werden.“

Julian Cope: „Pristeen“

„Was soll das? Läßt mich völlig kalt. Hör dir doch nur mal dieses Genöhle an. Das ist kein Sänger, jedenfalls nicht das, was ich unter einem Sänger verstehe. Der Song stolpert ohne jede Spannung und Dramatik vor sich hin und geht nach kurzer Zeit nur noch auf die Nerven.“

The Farm: „Altogethernow“

(Verdreh! die Augen) „Auch hier haben wir’s wieder mit einem Vertreter des modernen TanzSchaffens zu tun. Und erneut steht da ein Sänger vorm Mikro. der vornehmlich damit beschäftigt ist, seinen Mund auf- und zuzuklappen, ohne daß man das Resultat Gesang nennen könnte. Zugegeben: In einem kleinen, verschwitzten Club klingt so was sicher viel besser.“

Elton John: „Easier To Walk Away“

..Ich glaub’s ja nicht! Hat sich doch der gute alte Elton zumindest für diesen Song einen nagelneuen Sound angelacht. So neu, daß ich ihn fast nicht erkannt hätte. Klar, seine Stimme ist unverkennbar, doch die leichten HipHop-Anleihen in der Instrumentierung erwischen dich zunächst mal auf dem falschen Fuß. Trotzdem — tolle Mischung.“

M.Walking On The Water: „Caress Days“

„Ganz schön dreist. Da kann nicht mal der Einsatz der Violine verdecken, daß ein Teil der Melodie aber auch für die taubesten Ohren unverkennbar aus .Nights In White Satin“ von den Moody Blues geklaut ist. Not my cup of tea. u

Black Box: „Bricht On Time“

„Und wieder eine Tanznummer auf der Basis des Blues im Zwölftakt-Schema. Der Song hat was, vor allem viel Humor, wenn plötzlich die weibliche Stimme zwischen den Samples jubiliert. Das Erstaunliche daran ist. daß man eigentlich meint, eine gestandene Rhythm & Blues-Band vor sich zu haben, selbst wenn der Song noch so sehr durch den technischen Fleischwolf gedreht wurde.“

Rick Astley: „Cry For Help“

„Rick Astley! Erkenn ich sofort daran, wie er seine Stimme so tief in den Keller drückt, um möglichst maskulin zu wirken. Was mich besonders freut, ist die Tatsache, daß er endlich einmal beweisen kann, daß er nicht der Hampelmann von Stock, Aitken und Waterman ist. Der Junge wird’s auch aus eigener Kraft schaffen.“

Gottlieb Wendehals: „Freibier für Deutschland“

„Hoooochinteressant, erinnert mich an die Zeit, als ich noch in Wales auf dem Lande lebte. Da gab’s vor allem zur Jahreswende immer die großen Parties im Ort, wo dann Hinz und Kunz Ringelpietz mit Anfassen spielten. Hauptsache die Stimmung stimmte. Die Leute vergnügten sich wie Bolle, während im Hintergrund die Musik plärrte. Hier kommt’s mir ähnlich vor, auch wenn die textlichen Nuancen natürlich voll an mir vorbeirauschen.“