Till Brönner: Gebrauchsmusik? Ja, bitte!
Stiltreue ist seine Sache nicht. Deutschlands bekanntester Jazztrompeter hat sich bei seinen bislang sieben Alben einen munteren Zickzack-Kurs zwischen Bigband, Fusion, Balladenjazz und Drum’n’Bass-Experimenten erlaubt. „Ich habe die Tendenz, mich nicht allzu lange mit einer Sache aufzuhalten“, seufzt der 30-Jährige, „mich überkommt schnell mal gepflegte Langeweile.“ Brönners letztes Studiowerk „Chattin‘ With Chet“ war „eine Art Konzeptalbum. Stilistisch bewegten wir uns da quer durch den Gemüsegarten. Das ergab viele unterschiedliche musikalische Reize, aber als Album war es doch ein bisschen schwierig durchzuhören.“ Das dazu konträre Konzept für seine neue Platte „Blue Eyed Soul“ verdankt Brönner der Erkenntnis, dass die meisten Hörer eine CD auflegen, weil sie eine bestimmte Stimmung erzeugen und von der Musik ausgedrückt bekommen möchten. „Musiker, Jazzer vor allem, geben das nicht gerne zu. Ich muss aber gestehen, dass mein eigenes Hörverhalten da mittlerweile dem eines ganz normalen Konsumenten immer näher kommt.“
Brönners persönlicher Alltags-Soundtrack ist derzeit nicht Jazz-dominiert: „Zurzeit stehe ich auf Angie Stone, D’Angelo und Erykah Badu – ziemlich R&B-tastig.“ Das hört man dem neuen Album an, das der Berliner bewusst auf Aütagstauglichkeit hin produzierte: „Ich finde nichts Schlechtes dabei, wenn Leute Musik nebenbei hören beim Spülen oder Bügeln, in der Badewanne oder im Auto.“ Ihm sei es egal, wenn Jazzpuristen ihm nun vorwürfen, Fahrstuhlmusik zu produzieren. „Wenn du die Trompeten auf dem Album durch Gesangsparts ersetzen würdest, hättest du eine R&B-Scheibe“, kontert Brönner. In den 15 Tracks bläst er lässige Licks über die Beats von DJ Samon Kawamura. Der Sohn einer deutschen Mutter und eines japanischen Vaters war Brönners wichtigster Partner bei der Produktion des Albums und gehört auch seiner Live-Band an. Die soll nun zwei Jahre mit dem „Blue Eyed Soul“-Material unterwegs sein – im März ging’s in Deutschland los, dann steht das europäische Ausland auf dem Reiseplan.
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