They Are Doing It Again: Steely Dan’s Bühnen-Comeback
NEW YORK. Es war das heißeste Ticket des New Yorker Sommers, ausverkauft in knapp dreiviertel Stunde. Dabei hatten die meisten der 16.000 Besucher eines gemeinsam: Sie hatten Steely Dan noch nie gesehen. Mit der positiven Resonanz auf Donald Fagens letztes Album „Kamakiriad“ im Rücken, überwanden die publikumsscheuen Studioperfektionisten Bekker/Fagen ihre Bühnenangst und gaben die ersten gemeinsamen Konzerte seit 19 Jahren.
Wieder eines dieser unsäglichen Revivals von vergreisten Bands, die ihre Existenzberechtigung längst verloren haben? Mitnichten. Ohne eine Spur Nostalgie servierte die Band fast drei Stunden lang die Quintessenz dessen, was Steely Dan schon immer kultiviert hatte — coolen, intelligenten Pop, gepaart mit jazzigen Akkorden und bluesigem Groove.
Zumindest Fagen, mehr denn je Kopf der Gruppe, schien Gefallen an der Umsetzung der komplexen Studiovorgaben zu finden. Locker dirigierte er seine Mitmusiker, feuerte sie an jagte selbst ruhelos von Piano zum Synthie zum portablen Keyboard. Becker hingegen war ein anderes Kapitel. Starr wie eine Salzsäule überließ er die Gitarrensoli meist dem (phantastischen) Drew Zingg. Beckers zwei eigene Songs, spröde und verschlossen vorgetragen, ernteten nur spärlichen Applaus.
Schien der erste Set mit Stücken aus der Spätphase der Band („Josie“, „Hey Nineteen“, „Peg“) noch aufs Warmspielen angelegt, liefen die Dinge nach der Pause ihren eigenen Gang. Die zehnköpfige Band mit drei Background-Sängerinnen variierte furios, selbst Drummer Peter Erskine spielte betont relaxed. Fagen selbst, der sonst so kühle Schweiger, konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen, als ihm die Refrains tausendfach entgegenschallten. Da fiel nicht mal auf, daß Steely Dan ihre größten Erfolge, „Do It Again“ und „Rikki Don’t Loose That Number“, gar nicht spielten. „Seeyou «exryear.'“verabschiedete Fagen sein Publikum. Ob er diesen Satz in greifbarer Zukunft auch dem europäischen Publikum zurufen wird, steht allerdings in den Sternen.