The Year Of


Wider Erwarten präsentiert die Wiener Supergroup kein Meisterwerk aus Jazz und Elektronik, sondern folkigverspieltes Liedgut.

Zwei Klarinetten, eine Gitarre, rauschende Becken. Baß. Alles schwebt, scheinbar frei und losgelassen im Raum. Voller Wohlwollen greift man zum Cover. „Mantra“ heißt das Stück“, alles klar. Man liest Namen wie Bernhard Fleischmann, den elektronifizierenden Freigeist, Christof Kurzmann, Betreiber des Charizma-Labels, und Christoph Amann, in dessen Studio dieses Album entstanden ist, und weiß: Dieser Raum steht in Wien. Ein paar Sekunden bleiben noch, sich auf ambiente, freifließende, nonkonforme Klänge einzustellen, da wird „Mantra“ plötzlich zum Song. Zu einem Song! Mit Gesang und Takt und allem, was dazugehört. Ein Song! Wer rechnet denn mit so was? Kurzmann singt, als sei Lou Reed bei den Tindersticks eingestiegen. Und von draußen klopfen Calexico gegen die Studioscheibe. Die anderen Tracks tragen Titel wie „There’s Something About You“ und „Stephen Hawking“, und alle sind – Songs. Ein Weilchen braucht man, um sich darauf einzulassen, vielleicht auch eine zweite Chance. Aberwarum eigentlich? Kann es im Alltag der Erwartungen etwas Besseres geben als eine Platte, die überrascht? Diesen schwülen Folksongs aus Wien gelingt das wunderbar.