The Walkabouts
Walkabouts werden die australischen Aborigines genannt, die vom gottverlassenen Outback in die Outskirts der Metropolen ziehen. Ein passenderer Name ließe sich nicht denken für die US-Band um das Songwriter-Paar Carla Torgerson und Chris Eckman, das sich 1984 zusammenfand und sich 1988 anschickte, in die Welt hinauszuziehen. Herumstreunen, Musik machen und Geschichten erzählen von einem ländlichen Amerika, von Grenzstädten und Nachtfahrten, von Stürmen und Flüssen aus Blut, von Toten, die auferstehen, und Kornfeldern, die niederbrennen. Derlei Themen sind auch heute noch die Passion der Walkabouts. Allgegenwärtig in ihren Songs scheint die Melancholie – in der Anfangsphase vereinzelt von derbem Gitarrenfeedback aufgebrochen, später, auf „Devil’s Road“ und – mehr noch – auf „Nighttown“ in seidige Streicherlaken gehüllt. „Als Gott die Zeit erschuf, hat er genug davon gemacht“, sagt ein altes irisches Sprichwort, das ausschließlich für die Walkabouts ersonnen sein könnte. Bester Beweis: ihre Konzerte. Demnächst wird die Band ihre schwebenden Zeitlupenklänge auch auf deutschen Bühnen präsentieren -Blue Notes als Balsam für die wunde Seele. Und mitten in den weihevollen Nachhall einer dieser akustischen Traumsequenzen hinein wird Chris Eckman das Intro zu Neil Youngs „Like A Hurricane“ aus seiner Gitarre sägen. Nicht minder hörenswert: die Zugaben. In diesem Teil der Show verbeugen sich Carla Torgerson, Chris Eckman, Terry Moeller (drums), Baker (bass) und Glenn Slater (keys) noch einmal mit vollendeter Grandezza vor einigen ihrer Helden -vor Townes van Zandt vielleicht, dessen „Snake Mountain Blues“ in der Walkabouts-Bearbeitung zum halsbrecherischen Husarenritt gerät, vielleicht vor Bob Dylan („Maggies Farm“),Patti Smith („Free Money“), John Cale („Buffalo Ballet“) oder auch vor Robert Forster („The River People“). Vielleicht nehmen die Walkabouts aber auch ganz andere Songs in ihr Programm auf. Wer weiß das schon bei einer Band, die einst in Seattle ihre Reise begann und noch lange nicht am Ziel ist? Doch egal. Hauptsache,Torgerson, Eckman und Co. besuchen uns überhaupt.