„The Substance“: Der Blut-Suppe-Film der Woche


Spieglein, Spieglein, an der Wand, wer ist der blutigste Film im ganzen Land? Lest hier unsere Review.

Dass gleich zwei französische Filmemacherinnen in relativ kurzem Abstand eine intensive Liebesbeziehung mit dem von David Cronenberg geschaffenen Subgenre des Bodyhorror eingehen, könnte (und sollte) der Inhalt einer tiefergehenden Analyse sein: Was steckt in der blutigsten aller Spielarten des Horrorfilms, die den Körper bisweilen buchstäblich von innen nach außen stülpt und sich suhlt in allen denkbaren Flüssigkeiten und Ausscheidungen, die der Mensch zu bieten hat, dass moderne Regisseurinnen sich damit mehr zu identifizieren scheinen als mit Backwoods-Slashern oder Gruselhausschockern? Womöglich geben die beiden Filme selbst die Antwort: Julia Ducournaus entfesselter Cannes-Gewinner „Titane“ und nun eben Coralie Fargeats „The Substance“. Ersterer ist pure, entfesselte Raserei, die alle sexuellen Kategorien mit sich in den Schlund reißt.

Ein kontrolliert realisiertes Manifest

„The Substance“ dagegen ist ein wie mit Geodreieck und Zirkel, also maximaler filmischer und erzählerischer Kontrolle, realisiertes Manifest: so streng und penibel konzipiert und choreografiert, dass der Film selbst wie ein eng geschnürtes Korsett wirkt, aus dem am Ende nur ein Schwimmbecken voll Blutsuppe Katharsis gebären kann.

Ein Biolelehrer sagte einmal: „Beri-Beriisteineblutig-matschigeAngelegenheit.“ Man könnte sagen, „The Substance“ ist die filmische Version von Beri-Beri. Die Handlung folgt einer in die Jahre gekommenen Schauspielerin, die aber immer noch so aussieht wie Demi Moore (also besser als 99,8 Prozent des Rests der Menschheit). Durch eine nicht weiter erklärte, aber creepy anzusehende Prozedur wird ihr ein Ausweg aus Verwitterung und unausweichlicher Vergessenheit angeboten. Schon in diesem Moment ist der Weg vorgezeichnet, und zwar so klar und knallig, wie der Film selbst aussieht: Auf die Euphorie muss der Absturz folgen.

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Das Bildnis der Demi Gray

Das ist filmisch toll gemacht, von Moore und ihrem frisch geschlüpften Alter Ego Margaret Qualley toll gespielt. Aber es hat einen Beigeschmack, als wolle die Filmemacherin ihre Heldin bestrafen für ihre Hybris, die Zeit betrügen zu wollen. Das Bildnis der Demi Gray, es rührt uns nicht an, wir sollen es auslachen und bespucken. Fragt sich weniger, was das über den Film aussagt als über uns.

„The Substance“ ist ab dem 19. September im Kino zu sehen.

Unsere Wertung: Vier Sterne