THE SINGLES
I Entschuldigung, dass es heute ein bisschen elektronischer zugeht als sonst. Aber es scheint so, als ob sich dießocfcstarsvon der anstrengenden Festivalsaison erholen müssen und keine Zeit haben, „Kurze“, wie wir Profis sagen, zu I veröffentlichen. Bei der neuen Kurzen der alten House-Legende Felix da Housecat handelt es sich sogar um zwei Kurze.“.Rocket Ride “ [Emperor Norton/Rykodisc/Rough Trade], diesen Heavy-Monster-Überhitvom sensationellen Album DEVIN DAZZ-LE & NEON FEVER hauen uns Freeform 5 als etwas relaxteren Tanzbodenfüller um die Ohren. Soulwax machen ein „Don’t-You-Want-Me“-trifft-The-Prodigy-Hilfe-wo-ist-mein-Bier-Dings draus. Wobei das eigentlich eine schöne Gelegenheit wäre, wieder einmal eine Diskussion über Belgien… aber lassen wir das.
Lieber Köln. The-Orb-Mann Thomas Fehlmann lässt auf „Little Big Hörn “ (Kompakt) zwar die Techno-Sau raus, hält sie aber an der Leine. Schon ein bisschen Ibiza dabei, geflangte Sequencersounds, Beats halb auf die Fresse, I dann aber auch wieder schön verschachtelte, komplexe, gegenläufige Soundkonstrukte, die dem Beat eine lange Nase machen.
I Apropos komplexe Soundkonstrukte: Beim sensationellen Warp-Label weiß man auch nicht mehr, was man bekommt. Mittlerweile hat Warp auch Singer/Songwriter und Elektronik für Indie-Spießer im Programm. Home Video I aus New Orleans ist auch wieder so ein Ding, das veränderungsphobe Menschen in tiefe Krisen stürzen kann. Die „Citizen EP“ (Warp/Rough Trade) ist dreckiger kleiner Untergrund-Synthie-Gitarren-Elektronik-Pop. New Order, ca. 1982, mit Basslines für den Unterbauch und Billy Corganeskem Gesang. Wenn das die Zukunft ist, vielen Dank. Das ist dann endlich einmal wieder eine Maxi-Single mit Chicks-On-Speed -Faktor 10. Die German Broadcasters hauen dir mit „Activate“ IDisko B/Hausmusik/lndigol ein sexy Electro-Acid-Dingsbums um die Ohren, das sich gewaschen hat. Die Ohren hoffentlich auch. Gerne folgen wir der Aufforderung der German Broadcasters: Pleaze tanzen to the beat!
Die Ex-Queen-Of-Indie-Folk Penelope Houston schafft es irgendwie immer, die Sixties-Wirkung, die ihre jüngsten Plattencover ausstrahlen, auch in ihrer I Musik zu entfalten. Oder ist es umgekehrt? Auf jeden Fall gibt es auf „Snap I Shot“ IFlare Records/Edell fünf Coverversionen, darunter Jt Makes No Difference“ (The Band). J’ve Got A Feeling“ (Pentanglel und“.Though You Are Far Away“ (The Zombiesl. Irgendwo zwischen Folk-Pop und Sixties-Garagen-Rock.
Endlich mal jemand, der sich M.I.A. nennt- mit F.D.P.-Pünktchen, nach MIA. I und MIA wurde das auch langsam Zeit. Also, wer eine Band gründen will und auf der Suche nach einem Namen ist: MI.A, M-l-A, M.l-Aund .MIA wären noch I frei. M.I.A. heißt in Wirklichkeit Maya Arulpragasam Iwas in der hausinternen Liste „Branches beste Namen“ gleich hinter Björk Gudmundsdottir kommt) und ist in England eine ganz heiße Nummer.“.Sunshowers‘ [XL/Beggars/Indigol ist holpernder, stolpernder Garage-Electro-Pop mit Missy-Elliott-hafiem Sprechgesang.
I Wo wir gerade bei Bandnamen sind: Wenn man rockformationdiscokugel nicht kennt, weiß man nicht so genau, ob das okaye Menschen sind oder solche, die ein Faible für ha-ha-lustige Sachen haben. Die muss man sich schon I anhören, die neue EP ..Soulkommando Henning Beer“ (Atatak/Indigol. Schön funkelnder Disco-Soul-Rock mit Texten wie“.Mein Nachbar sieht so aus wie das Fahndungsfoto von Henning Beer“. rockformation_discokugel müssen okaye Menschen sein, und Knarf Rellöm ist auch dabei.
___ i Spitting Off Tall Buildings. Lassen Sie diesen Satz wirken. Wenn man die L* w*'“ ^ Aussage zunächst als Handlung betrachtet, ist das schon irre subversiv. Sub-J versiv wie Punk. Als Rockformation betrachtet ist Spitting Off Tall Buildings I die Band von Jana Pallaske. der MTV-DJane. Die EP „Spitting Off Tall Buildings“ ISüdpolmusicl macht trotz mancher eher ungünstiger vokaler Manierismen Spaß. Vieles deutet darauf hin, dass es sich bei den Protagonisten um Salonpunks handelt, die eigentlich richtige Punks sein wollen. Wäre die EP ein bisschen weniger „produziert , ein bisschen weniger Nu-Metallic arrangiert, wäre sie sogar richtig gut. Eine kurze Werbeunterbrechung: Die EP bekommt man am besten auf www.spittingofftallbuildings.com „.F.K.O.“ ILEX/Warp/Rough Trade) heißt die 12-lnch von Subtle, sechs Menschen aus der Gegend von San Francisco, bei denen auch einer von Themsel-I ves rummacht. Die Abkürzung bedeutet: „Fuck Kelly Osbourne“. Lassen Sie I diesen Satz wirken. Wenn man die Aussage zunächst als Aufforderung betrachtet, ist das ein typischer Fall von“.nein danke!“, und wenn man sie so sieht, wie sie wahrscheinlich gemeint ist, im übertragenen Sinn, dann ist das ein Fall von ha-ha-lustig. Weder das eine noch das andere lässt sich auf die Musik von Subtle schließen. Im Original ist“.F.K.O.“ Boards Of Canada auf HipHop mit Singer/Songwriter-Einflüssen. Richtig interessant wird’s erst bei den Remixen. B. Fleischmann macht auf Funkstörungs-Mikro-Dekonstruktions-Geschiebe. und der von Console klingt so, wie wenn Wendy Carlos Händeis“.Wassermusik remixen würde, wenn Sie verstehen, was ich meine. Und überhaupt: Console auf Warp. Wenn das kein Zeichen ist.
Seit ein paar Wochen hat der Autor dieser Zeilen einen Traum. Irgendein hoffnungsvoller Nachwuchs-Liederschreiber schreibt ein Lied, in dem neben dem Autor selber auch noch Arne Zank vorkommt. Und – potzbütz – wenn schon das Lied nicht kommt, wenigstens eine Solo-Maxi des Tocotronic-Schlagzeugers. „Love From AToZ“ (Lado/Rough Trade) hat mit „Do You Do“, das vielleicht niedlichste Stück elektronischer Popmusik der letzten Jahre. Der Rest: pittoreske lum mal dieses Wort zu gebrauchen) Elektronik mit LoFi-Charme und SWITCHED-ON BACH-Moogsounds. Vielen Dank, Arne Zank.
von Albert Koch