The Naked And Famous


Neuseeländer mit zeitlosem Psychedelic-Pop und einem Bandnamen mit leider geringer Haltbarkeit.

Ironie im geschriebenen Wort funktioniert nur selten. Das wird unsereinem in regelmäßigen, wenn wohl auch leider nicht ausreichend kurzen Abständen eingetrichtert. Wir möchten diese Stelle hier nutzen, um den Rat weiterzugeben: an Bands, die ihre Booklets mit ironischen Song-, Album- und Bandnamen betexten. Weil wir damit auch einer wirklich guten Band Aufmerksamkeit zukommen lassen können, nehmen wir als Beispiel The Naked And Famous, ein aufstrebendes Quintett aus Neuseeland. „Ich hoffe, dass den Leuten klar ist, dass unser Name als Witz über Rockklischees gedacht ist“, sagt Sänger Thom Powers. Dieses Hoffen hätte er sich mit einem unmissverständlichen Namen leicht ersparen können. Man will sich doch kein Poster von einer zugegeben hervorragenden Band aufhängen, die The Naked And Famous heißt, und dann Besucher immer drauf hinweisen müssen: „Die meinen das nicht so. Das ist voll geil ironisch!“ – „Ach so, … äh, haha.“

Besonders tragisch ist das also bei The Naked And Famous, einer, wie bereits angedeutet, fabelhaften Band, die mit Passive Me, Aggressive You die Platte aufgenommen hat, die sich viele von MGMT als Oracular-Spectacular-Nachfolger gewünscht hätten. Ein sattelfestes Album Psychedelic-Pop, gleichermaßen von Björk und den Smashing Pumpkins beeinflusst. Die Debütsingle „Young Blood“, die in Neuseeland – ebenso wie das Album – Platz eins der Charts erreichte, steht in einer Linie mit „Time To Pretend“ und „We Are The People“, ein Song mit immensem Crossoverpotenzial, der in fünf Jahren noch über Dancefloors und aus Radioboxen schallen kann. Mit einem Video, das einem das Altern schwer macht, das die Aufregung der Teenagerjahre in strahlenden Bildern einfängt. Von einer Band, deren Name jetzt schon langweilig ist. Aber wenn selbst Pink Floyd ein Album A Collection Of Great Dance Songs nennen durften, dann soll man gerade hoffnungsvolle Jungspunde nicht über Gebühr für ähnliche Fehltritte schelten.

Albumkritik S. 88

* Der Bandname geht auf eine Zeile aus Trickys 1997er-Single „Tricky Kid“ zurück.

* Ihr Song „Punching In A Dream“ ist in einer Folge von „The Vampire Diaries“ zu hören.

* Nachdem die Band 2009 ihre Vorbilder Nine Inch Nails bei deren Auckland-Konzert supporten durfte, „hätten wir aufhören können“, sagt Sänger Thom Powers. „Wir hätten nie gedacht, dass wir jemals mehr erreichen können.“