The Maccabees
Die Schwerkraft funktioniert in England nach anderen Gesetzen: Während eine respektable deutsche Band wie, sagen wir, Tent, wenig Probleme damit haben dürfte, „auf dem Boden“ zu bleiben, hebt eine junge Rock’n‘ Roll-Kapelle auf der Insel, die an einem vergleichbaren Punkt in ihrer Karriere angekommen ist, bereits ab. Von einem Tornado des Irrsinns nach oben gerissen – Groupies! Glastonbury! Band-Rivalitäten! NME-Geschichten! Gossip! Celebrity-Partys! – verlieren die gefeierten Kids, sofern sie nicht mit dem dumpfen Gleichmut der Arctic Monkeys gesegnet sind, bisweilen jeglichen Bezug zur Realität. „Wir haben uns vor Kurzem darüber unterhalten, wie unbesiegbar wir jetzt sind“, schreibt Gitarrist Felix White in einem Blog. The Maccabees, die wie The Kooks aus Brighton stammen, hatten lediglich Singles veröffentlicht, da wurde in London bereits das Astoria und in den USA eine Tour mit Bloc Party gebucht. „Wir haben darüber gesprochen, wie wir jetzt auf Tour so viel Party machen können, wie wir wollen „, schreibt er weiter. „Von wegen. Es wird niemanden überraschen, dass wir uns inzwischen ziemlich krank fühlen und uns selbst bemitleiden.“ Sollte die Band dem Wahnsinn gewachsen sein – mit welchen Mitteln auch immer: im selben Blog-Eintrag wird bereits von Medikamenten wie Lemsip und Strepsils geschwärmt -, hat sie womöglich eine große Zukunft vor sich. Ihr Debüt hat die brizzelnden kleinen Tempo-Hits, die zwischen Maximo Park und Bloc Party in jedem DJ-Set funktionieren, aber es hat noch mehr: colour IT in hat eine sensible Seite mit stillen, berührenden Momenten ohne jeglichen Kitsch. Und bis die Schwerkraft wieder greift -bei einem missglückten zweiten Album ist in England bekanntlich die Beschleunigung im freien Fall deutlich höher als 9,78 m/s 2 – wird in jedem Fall noch viel braunes Wasser die Themse herabfließen.
The Maccabees – Colour It In (Universal Music)