The Cure
Er sieht ja nicht so aus, aber Robert Smith scheint ein Spaßvogel zu sein. So hat es sich der Cure-Chef zu einer Regelmäßigkeit gemacht, jedes neue Album seiner Band mit selbstgestreuten düsterlichen Auflösungsgerüchten zu begleiten. Dies sei nun das letzte Cure-Album, hieß es da mit Grabesstimme auch zur vorletzten Platte „Wild Mood Swings“ von 1996. Und was war jedesmal? Nichts. Die ganze Aufregung umsonst. Zwanzig Platten haben The Cure in zwanzig Jahren herausgebracht, etliche Besetzungswechsel und aufreibende Welttourneen überstanden. Und in diesem Frühjahr ist es wieder so weit: das neue Album „Bloodflowers“ ist da, jetzt steht die Tour an. Einen ersten Vorgeschmack darauf lieferten die Briten Ende Januar bei einer handvoll Promo-Gigs.
Dabei konnte man feststellen: Es hat sich nichts geändert und irgendwie doch so viel. Cure-Konzerte, das waren in den achtziger Jahren Refugien für weltgeschmerzte junge Menschen, die hier – mit leichenblass geschminkten Gesichtern, toupierten Haaren und schwarzen Kutten zu Robert-Smith-Lookalikes gestylet – ihre Melancholie zelebrierten. Da litt man mit bei „Lament“, gruselte sich angenehm bei „Lullaby“ und vergaß gar für ein paar Minuten alle Morbidität bei „Boys Don’t Cry“ und „Lovecats“. Inzwischen muss auf Cure-Konzerten niemand mehr so aussehen wie Robert Smith außer er selbst, versteht sich. Bühnenshow-Brimborium ist überflüssig, Fat Bob ist und bleibt Dreh- und Angelpunkt der Chose. Und man kann sich wie eh und je der Faszination schwer entziehen, wenn er mit waidwunder Stimme eine Welt zwischen traumhafter Schönheit und albtraumhaftem Schrecken ausbreitet und den Zuhörer in ein Gespinst aus Melancholie einwebt. Übrigens: nach „Bloodflowers“ und der dazugehörigen „Dream Tour“ werden sich The Cure nunmehr endgültig auflösen. Sagt Robert Smith. Wir werden sehen. Doch ob Abschied für immer oder nicht: Dabeisein lohnt sich auf jeden Fall.