The Cure


Kiss Me Kiss Me Kiss Me

Als 1987 nach zweijähriger Pause dieses achte I Studioalbum von The Cure erschien, waren sie schon lange von Medien und Musikhörern mit ihren Schwarzkuttenfans in eine düstere Schublade versenkt worden. The Cure waren mehr Phänomen als ernst zu nehmende musikalische Kraft. Um so

überraschender war es, als sie mit „Kiss Me Kiss Me Kiss Me“ ein kaleidoskopartiges Meisterwerk ablieferten. Ein Doppelalbum, das fernab aller eintönigen Suizid-Sounds ein üppiges Sammelsurium aus meditativer Trübsinnigkeit, liebenswerten Popweisen, elektrifizierenden Tanznummern und fast avantgardistisch anmutender Gitarrenarbeit darstellt und die Band in einer Vielschichtigkeit präsentiert, die bis dato keiner vermutet hatte. Euphorische Single-Auskoppelungen wie „Why Can’t 1 Be You“ oder „Hot Hot Hot“, Stücke von übersprudelndem Übermut, der ewig trauernden Hardcore-Fans mehr als bedenklich erschien, verschafften den britischen Gruft-Epigonen auch zum ersten Mal in ihrer langjährigen Karriere massiv Gehör in den USA, wo „Kiss Me Kiss Me Kiss Me“ in den LP-Charts bis auf Platz 35 kletterte.

Die neue Pop-Attitüde ging dabei aber nicht auf Kosten von The Cures angestammten Stärken: Schwermütig schleppende Gitarrenläufe begleitet von Smiths Trauerorgan finden sich auch auf „Kiss Me Kiss Me Kiss me“ in einer Intensität und Tiefe, die hier schon deutlich macht, warum The Cure später als „die Pink Floyd der Neunziger“ bezeichnet wurden. Doch der zwischenzeitliche Hang zur Unbeschwertheit, der sich auf „Kiss Me Kiss Me Kiss Me“ ausbreitet, macht sie auf diesem Album besser als jeder Vergleich.