The Clash – London Calling


Man schrieb das Jahr 1977, als die „BRAVO“ eindringlich vor einer Band warnte, die „wie keine andere Haß und Gewalt predigt“. Gemeint waren The Clash mit ihren charismatischen Köpfen Mick Jones und Joe Strummer, deren radikal-wüstes Debüt-Album das Rock-Establishment in helle Aufregung versetzte. Zertrümmerte Konzerthallen und Hotelzimmer markierten eindrucksvoll den Weg der Clash, die sich mit ihrer Anti-Haltung zwischen alle Stühle gesetzt hatten: Ein Großteil der Presse attakkierte die Band ob ihrer rotzfrechen Anarcho-Parolen, während viele Fans ihnen übelnahmen, daß sie einen Vertrag mit dem Platten-Multi „CBS“ abgeschlossen hatte. Nicht selten wurden derartige Meinungverschiedenheiten handfest ausgetragen und gelegentlich mußten Konzerte gar abgebrochen werden. Zwei Jahre später hatte sich die Situation beruhigt. Aus den schnell erregbaren Hitzköpfen waren respektierte Musiker geworden, die sich daran machten, ihr kreatives Potential voll auszuschöpfen. Resultat war das Doppelalbum „London Calling“, bei dem nur noch das – inzwischen legendäre – Cover an die wilde Vergangenheit erinnerte. Musikalisch hatten Strummer & Co. einen riesigen Schritt nach vorne getan. Neben düsterwuchtigen Rock-Nummern wie dem Titeltrack, überzeugte die Band vor allem durch die verstärkte Einbeziehung von Reggae-. Funkund Jazz-Elementen. Was hier mit Songs wie „Rudi Can’t Fail“ seinen Anfang nahm, mündete wenig später in die unsterblichen Crossover-Monumente „Overpowered By Funk“ und die Ölkrisen-Verballhornung „Rock The Casbah“. Harsche Kritik mußten The Clash trotzdem wieder einstecken, verteidigten sie doch auf dem Anarcho-Relikt „Spanish Bombs“ die Bombenanschläge der basktschen Separatisten-Organisation „ETA“ als legitimen Freiheitskampf. Die spanischen Behörden erklärten die britischen Musiker daraufhin zu „unerwünschten Ausländern“, doch in den Augen ihrer Fans hatten sie mit diesem Song lediglich ideologisches Rückgrat bewiesen.