The B-52’s
Nur wenige Bands, die einst im New- Wave- Taumel aus den Startlöchern krabbelten, können sich auch heute noch live präsentieren, ohne dass allen Beteiligten die Schamesröte ins Gesicht steigen müsste. An den B-52s jedenfalls nagte der Zahn der Zeit vergebens: Auch länger als eine Dekade nach ihrer Inkarnation steht die zum Quartett geschrumpfte, live allerdings zum Septett aufgestockte, Formation immer noch für schrillen, überdrehten Pop- Spaß der Extraklasse.
Musikalisch lassen sich trotz des unveränderten Grundkonzepts leichte Modifikationen ausmachen: Regierte früher charmanter Minimal- Trash, so klingen die B-52s jetzt viel stärker wie eine „richtige“ Band. Den Gitarrenposten des verblichenen Ricky Wilson nimmt jetzt Ex- Drummer Keith Strickland ein; — ein kluger Wechsel, denn Strickland hat sich inzwischen von einem bekannteren Vornamensvetter alles Wesentliche abgeguckt.
Getrieben von Stricklands wohldosierten Riffs, rockte die Band hart und solide; die fällige Show besorgten die lustigen Drei von der Secondhand- Modemesse: Cindy Wilson (schwarzer, hautenger Mini-Dress) und Kate Pierson (knallroter Fransen-Fummel) sahen aus, als hätten sie gerade in einem Western- Saloon ein paar müde Cowboys wieder auf Trab gebracht. Und Fred Schneider, eine Mischung aus Captain Spock und Senioren- TV- Conferencier,hatte sogar ein paar Brocken Deutsch einstudiert—. Kostprobe: „Ich küsse deine Lippen, ich küsse deine Beine, ich küsse dein Sauerkraut …“
Poesie dieser Klasse forderte körperliche Aktivitäten geradezu heraus: Publikumseuphorie war dem Trio schon mal auf jeden Fall sicher, wenn es zum gefürchteten Formations- „Butt Shaking“ ansetzte.
Was die B-52s gespielt haben? Alles, was man hören wollte: ein bißchen neuen Stoff, aber natürlich auch ältere Highlights wie das tolle „Mesopotamia“ oder „Dance This Mess Around“. Erste Zugabe war „Planet Ciaire“, nach wie vor umwerfend gut, und dann kam „Rock Lobster“. Das hatten wir ja nun schon längst irgendwie geahnt.