Tekkno-Pioniere: Kraftwerk beim „“Klang Art“-Festival


OSNABRÜCK. Die Bühne sieht aus wie eine Miniaturausgabe des NASA-Kontrollzentrums in Cape Canaveral: Cockpit-ähnliche Computer, Regler. Monitore, Kabel. Vier seriöse, schwarzgekleidete Herren entern die Cockpits: Kraftwerk, die vollkommenste Verbindung von Ingenieurswesen & Popmusik, sind nach längerer Bühnenabstinenz back on stage — und zwar als Hauptact des Osnabrücker „Klang Art“-Festivals.

Zu Beginn verkündet eine durch Vocoder verfremdete Stimme Kraftwerk-Programmatisches: „Die Menschmaschine startet!“ Und vom ersten synthetischen Beat an ist klar, daß Kraftwerk nach wie vor auf der Höhe der Zeit sind. Knallharte Dance-Grooves als Basis — und darüber die fast naiv wirkenden, obstinaten Pop-Miniatur-Melodien. Die knapp 3000 Zuhörer begleiten jeden Song mit frenetischem Jubel.

Das Publikum umfaßt alle Schichten und Altersstufen: der angehende Elektronik-Ingenieur neben dem geschminkten Dark-Waver, der brave Bankangestellte neben dem Schöner-Wohnen-Modell, der Uni-Professor neben den Tekkno-Kids im Kapuzen-Look. Kraftwerk wissen, was sie einem derart gemischten Publikum schuldig sind, und so haben sie auch Hits wie „Autobahn“, „Radioaktivität“, „Model“ und „Trans Europa Express“ mit härteren Beats unterlegt. Das Ergebnis: hochgradig tanzbare Kopfmusik.

Selbst die klinische Sterilität ihres optischen Auftretens wirkte faszinierend. Wer allerdings erwartet hatte, virtuelle Robot-Alter-Egos auf der Bühne zu sehen, kam erst mit der Zugabe „Wir sind die Roboter“ auf seine Kosten. Nein, auf der Bühne standen wirklich Menschen aus Fleisch und Blut. Und manchmal wippte einer von ihnen sogar mit dem Fuß.