Szenen einer Ehe


Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Wenn im Film die Funken sprühen, entzündet sich manche Flamme fürs Leben. Liebe hinter den Kulissen hat Tradition, doch niemals war Eweisamkeit unter Schauspielern so angesagt wie heute. Ist das Leben wirklich besser als ein gutes Drehbuch?

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itißi sich kaum“, frotzelt Shirley Mac-Laine. Als Schwester von Warren Beatty kann sie sich derlei Zynismus erlauben, denn Beatty ist Papa geworden. fein zufällig korrespondiert dieses freudige Ereignis mit dem Stan seines neuen Filmes „Bugsy“. Die Mutter. Annette Bening, mimt dort seine Geliebte. Nun sind diese Umstände von der Pirase hinreichend gewürdigt worden, doch der Fall Beatty ist be2eichnend für eine Hollywood-Erscheinung der besonderen Art: die Paare kommen. Im Bett und auf dem Sei, vor Standesamt und Kamera.

Von Beatty war man es immerhin gewohnt, daß er jede seiner Film-Partnerinnen auch für Affären gewinnen konnte. Diane Keaton. Isabelle Adjani, Madonna usw. — neuer Film, neue Flamme Mit dem Baby scheint der alte Trott gebrochen. Ihren nächsten Film wollen Beatry und Bening ebenfalls gemeinsam drehen. Wobei sie sich in nicht minder prominenter Gesellschaft befinden.

Bogan / Bacatl. McQueen / Mac-Graw, Taylor- Burton, Tracy Hepburn — die Filmgeschichte kennt ihre berühmten Ehepaare. Von Affären und flotten Zweiern ganz zu schweigen. Jedoch: Noch nie pflegte sich Hollywood so inzestuös zu verkuppeln wif heute, und das überraschende an diesen Geschichten ist der ausgeprägte Hang zu gemeinsamer Arbeit. Es genügt ein Blick auf aktuelle Produktionen:

..Knight Moves — Ein mörderisches Spiel“, ein Thriller mit den Eheleuten Christopher Lambert und Diane Lane, die angeblich jahrelang auf diese tolle Chance gewartet haben. Dabei quälten sie als Turteltiiubchen in „Love Dream* schon die (wenigen) Zuschauer.

„Schatten der Vergangenheit“ von und mit Kenneth Branagh und Emma Thompson. Er. der Mastermind, erklärt sie zur Muse und einzigen Schauspielerin, „mit der ich ohne Zicken arbeilen kann.“ Und keine andere wurde ihm vermutlich in den Drehpause« die Füße massieren.

„Shadows and Frog“, iti dem Woody-Allen wieder mal seiner Lebensgefährtin und (Adoptiv-)Mutter von schlappen 13 Kindern Mia Farrow die Hauptrolle auf den ihm wohlbekannten Leib geschrieben hat.

„Paradise“ ist die erste Kamera-Vereinigung von Melanie „Am liebsten bumsen wir den ganzen Tag“ Griffiih und Don „Dos stimm! schon“ Johnson, Leider laßt das Familiendrama auf Zelluloid von solcherlei zwischenmenschlicher Energie nichts spüren.

Noch mehr? Tom Cruise und Nicole Kidman kommen demnächst (nach „Tage des Donners“) in „Far and Away“ Kvle Macl.achlans und Lara Flvnn ¿

Boyle werden sich in der Kino-Version von „Twin Peaks“ an Skurrilität überbieten. Und sogar Sean Penn, der neulieh noch so glaubhaft vom Ende seiner Schauspielerei erzählte, hat sich von seiner bezaubernden Gattin Robin Wright zu einer Rolle in ihrem neuen Film „The Playboys“ überreden lassen.

Das Phänomen zieht sich quer durch die Generationen, fängt bei der frischen Liebe von Winona Ryder und Johnny Depp (beide in „Edward mit den Scherenhänden“) an und reicht bis zu den einsamen Rekordhaltern (33 Jahre Ehe) Paul Newman und Joanne Woodward. Auf eine Bindung, die spektakulär auseinanderbricht (Stallone/Nielsen, Roberts/Sutherland, Nicholson/Huston). kommen fünf Showbiz-Paare, die es besser machen wollen.

Um nachvollziehen zu können, muß man nur auf einem Film-Set gewesen sein. Geduld ist dort die oberste Tugend, die Arbeit zehrt an den Nerven. Seit den Vierzigern hat sich die durchschnittliche Dauer von Dreharbeiten verdreifacht. Was also tun, wenn man vier, sechs oder noch mehr Monate mit denselben Leuten zusammenhängt? Man verliebt sich. Nahezu alle Paare haben sich bei gemeinsamen Dreharbeiten kennen- und schätzen gelernt: Dennis Quaid/Meg Ryan bei „D.O.A.“. Mickey Rourke/Care Otis bei „Wilde Orchidee“ oder Kurt Russel/Goldie Hawn bei „Overboard“. Und wenn nicht, dann knüpften sie die ersten zarten Bande garantiert bei einer Premierenparty: So geschehen bei Willis/ Moore und Julia Roberts/Jason Patric. Diese Prozedur ist von vergnüglicher Logik. Sie haben ähnliche Werdegänge, Erfahrungen und Karrieren. Sie sind bestens mit den Übeln des Ruhmes vertraut und haben sich meist erfolgreich von der Außenwelt und Normalsterblichen abgeschirmt. Und außerdem ist so eine Liaison auch beruflich nicht uninteressant. Bevor jemand ein Drehbuch annimmt, gibt er/sie es dem Partner zu lesen. Und verblüffend häufig findet sich da auch eine Rolle für sie oder ihn. Und das heißt: Keine Trennung für Monate bei gemeinsamer Arbeit. Für die Produzenten heißt das immer öfter. Beide oder keiner. Doch wie lange noch? „Tödliche Gedanken“, „Tage des Donners“, „Kill Me Again“ (mit den Kilmers). „Paradise“, „L.A. Story“ (Steve Martin und Frau), .Alice“. „D.O.A.“ — lauter Paar-Filme. Lauter Flops. Für ein Dutzend Produktionen steht die Feuerprobe an der Kasse noch aus. doch bislang hat das Publikum bei den Ehe-Duos den Daumen eher nach unten gehalten. Ein berühmtes Paar freilich braucht sich solche Sorgen nicht zu machen: Kim Basinger und Alec Baldwin. Die beiden hatten sich beim Dreh zu „Die blonde Versuchung“ verknallt und fortan mit Ego-Trips und wüsten Allüren für eine derart schlechte Presse gesorgt, daß sie sowieso keiner mehr will. Wenigstens nicht zusammen.