Sylvan Esso
Wahrscheinlich, sagt Nick Sanborn, gibt es in keiner amerikanischen Stadt ein solch perfektes Verhältnis von Bartender-Jobs und niedrigen Mieten wie in Durham, North Carolina. Ehemals Königssitz der Südstaaten-Tabakindustrie, heute Studentenstadt, sei es wohl der beste Ort, um in Ruhe an seinem Sound zu tüfteln und sich abends trotzdem mehr als Nudeln mit Ketchup leisten zu können. Hier ist Sylvan Essos Debütalbum entstanden. Und die Musik, die Sanborn unter diesem Namen zusammen mit Amelia Meath macht, passt gut zu diesem Bild der Unbeschwertheit im heißen, feuchten Sommer. Zu schweißtreibenden Dance-Partys auf Holzveranden und zu kühler Zitronenlimonade in der Hängematte. „Ich möchte, dass die Leute unser Album hören, während sie ihr Haus bunt anstreichen“, sagt Amelia.
Sylvan Esso ist das Projekt zweier Musiker, die aus verschiedenen Sphären stammen: Sanborn spielte Bass bei Megafaun und tingelte dann als DJ und Produzent umher. Bei einem Konzert in Milwaukee traf er auf Sängerin Amelia. Bis sie merkten, dass sie zusammen Musik machen wollten, waren sie erst mal monatelang „Internetfreunde, die sich gegenseitig retweeteten“, sagt Amelia, die Nick irgendwann einen ihrer Songs zum Remixen schickte: „Es hat uns selbst überrascht, dass unsere Musik zusammenpasst. Es ist albern, das Wort magisch zu benutzen, aber so war’s.“
Seitdem schweben ihre verführerischen Gesangsmelodien über Nicks Beatlandschaften aus pluckernden Drum-Computern und gummiartigen Basslines. Man könnte es Elektro-Pop nennen, dieses hitzige Gemisch, das das stotternd-rauschende „Hey, Mami“ ausmacht oder den sonnenlahmen Stehblues von „Coffee“, der wie ein Glasperlenspiel geheimnisvoll plinkert: „My baby does the hanky-panky“. Intelligent ist der Sound, konstruiert, aber er fließt organisch -so wie man sich die Southern Breeze vorstellt: warm, dunstig, schwer und doch ansteckend erfrischend.
Albumkritik ME 6/14
Ihren Bandnamen entliehen sie kleinen, seufzenden Baumelfen, den Sylvan Sprites, aus ihrer Lieblings-Game-App „Sword And Sworcery“.
Ihr Song „Play It Right“ ist der Remix eines A cappella-Stücks von Amelias alter Band Mountain Man
Beide zogen für das Bandprojekt nach North Carolina, Amelia aus Brooklyn, Nick aus Milwaukee.
Die Songs des Debüts nahmen sie in Nicks Wohnung auf, einige der Backup-Vocals im halligen Hausflur.
Klingt wie: Tune-Yards, Purity Ring, Glass Candy