Surfsound – die verschenkte Dauerwelle


Quentin Tarantinos Kultfilm ‚Pulp Fiction‘ ist an allem schuld. Nicht nur, daß John Travolta ein Comeback feiern konnte, auch Dick Dale, der den Soundtrack mit dem 62er-Hit ‚Misin You‘ anfeuerte, war kurzzeitig mehr als ein Insidertip. Dale, der knapp 60jährige ‚King Of The Surf Guitar‘, ließ sich aufgrund des Überraschungserfolges nicht lumpen und spielte seit Jahren erstmals wieder in Clubs und auf Festivals in Europa. Die Plattenfirmen reagierten auf den sich anbahnenden Boom des Surfsounds allerdings höchstens halbherzig. Anstatt den wirklich hörenswerten Surf-Nachwuchs aus dem Untergrund zu holen, beschränkte man sich auf die Veröffentlichung mehr oder minder ausflugs auf den Namen ‚Britpop 95‘ tauschbarer Sampler. Titel wie ‚Surf Fiction‘ oder ‚Pulp Surfin‘ ließen zudem erkennen, daß die Industrie ganz auf Nummer Sicher geht: Ein kleines Stück vom Tarantino-Kuchen, kostengünstig gebacken mit uralten Hits von Chantays, Surfaris oder eben Dick Dale, wollte auch sie abbekommen. Verschenkt, möchte man meinen. Denn den zeitgemäßen, wesentlich härteren und damit auch für die jungen, angeblich so kaufkräftigen Musikhörer interessanten Surfsound haben nur Mini-Companies und Import-Label im Programm. Weshalb Bands wie Shadowy Men On A Shadowy Planet, Laika & The Cosmonauts oder Man Or Astro-Man auch weiterhin beinahe gänzlich unter Ausschluß der Öffentlichkeit surfen werden.