Studie: Musikstreaming soll vor Piraterie schützen


Spotifys Chefökonom will mit einem Bericht beweisen, dass Streaming ein Segen für die Musikindustrie ist.

Seit Kurzem hat Spotify mit Negativ-Schlagzeilen zu kämpfen. Allen voran Radiohead-Chef Thom Yorke kritisiert den schwedischen Streaming-Dienst wegen anscheinend unfairer Beteiligungen der Musiker an den Einnahmen. Höchste Zeit also, das angeknackste Ansehen aufzubessern. Mit einem jüngst erschienenen Bericht versuchen die Spotify-Bosse genau das. Eines der wichtigsten Argumente des Papiers: „Gebt ihr uns eure Musik nicht, wird sie öfter illegal runtergeladen.“

Zu aller erst einmal: Die Studie mit dem Namen „Adventures in the Netherlands“ kann nicht als unabhängige Arbeit betrachten werden. Verfasst wurde sie von Will Page, dem Chefökonomen von Spotify. Dennoch hält das 25-seitige Papier einige Interessante Fakten und Argumente bereit, die für den Nutzen von Streaming-Diensten sprechen. Vor allem für Musiker.

Für seine Studie untersuchte Page den schwedischen und niederländischen Musikmarkt. Ähnlich wie im Spotify-Mutterland Schweden verzeichnete die Branche in den Niederlanden seit 2001 massive Umsatzeinbußen. Als Hauptgrund wird die „ungezügelte Piraterie“ vor allem durch Downloads mittels des Bittorrent-Netzwerks angeführt. Für seinen Bericht wertete Will Page Daten aus Plattenverkäufen, Bittorrent-Traffic und Streaming bei Spotify aus.

Seit der Einführung von Spotify in Schweden im Jahr 2008 sieht Page einen deutlichen Rückgang illegaler Downloads und eine Anstieg der Umsätze der Plattenindustrie. So sollen 2008 noch ein Drittel aller Schweden über 15 Jahren illegal Musik heruntergeladen haben, 2012 sei es nur noch jeder Fünfte gewesen. Eine Entwicklung, die sich derzeit auch in den Niederlanden wiederholen soll.

Einen besonderen und für seine Firma sehr günstigen Zusammenhang sieht Page zwischen Alben, die bei Spotify erhältlich sind, und illegalen Downloads derselben Alben. Seiner Meinung nach gäbe es einerseits keine Beweise, dass das Zurückhalten eines Albums von einem Streaming-Dienst den Verkauf an der Ladentheke fördere. Vor allem aber gehen laut dem Bericht die Zahlen illegaler Downloads bei jenen Alben zurück, die bei Spotify angeboten werden.

Als Beispiel nennt die Studie das Album TAKE ME HOME von One Direction, das bei Spotify angeboten wird. Auf jeden illegalen Download mittels Bittorrent kommen 3,79 verkaufte Exemplare. Im Gegensatz dazu verkaufte sich das nicht bei Spotify erhältliche Album UNAPOLOGETIC von Rihanna laut Bericht deutlich schlechter, nur 1,36 mal je illegalem Download. Der Rückschluss: Alben, die bei Streaming Diensten angeboten werden, verkaufen sich auch besser. Oder umgekehrt: Jeder Künstler, der seine Werken nicht bei Spotify und Co. zu Verfügung stellt, verzichtet auf beträchtliche Einnahmen aus physischen Verkäufen und fördert illegale Downloads.

Ein Fazit, das dem in die Kritik geratenen Konzern zugute kommt. Schließlich, so führt Will Page an, habe die Musikindustrie mit dem offenbar erfolgreichen Modell „Streaming“ eine Möglichkeit gefunden, der Musikpiraterie beizukommen. Einem illegalen Geschäft, das vor allem schädlich ist für legale Dienste – jenen, die Musikern auch tatsächlich an ihren Gewinnen beteiligen. Ob diese nun zu gering seien, wie von vielen Musikern derzeit angemahnt – dazu äußert sich Will Page nicht.