Streaming wird Teil der offiziellen Charts in Deutschland


Neben Plattenverkäufen und Downloads werden fortan auch Streams zur Ermittlung der Top 100 herangezogen. Repräsentativ ist das aber noch nicht.

Die ersten Top 100 Singlecharts in Deutschland in 2014 sind bekannt. Über die erste Nummer-Eins-Single in diesem Jahr dürfen sich Pitbull und Ke$ha mit ihrem Song „Timber“ freuen. Das Besondere dabei: Zum ersten Mal wurden auch Streams bei der Ermittlung der Charts berücksichtigt.

Wie der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) und Media Control bekanntgeben, fließen künftig nicht nur die Verkäufe physischer Tonträger und digitale Downloads in die Chartswertung mit ein, sondern auch Streams, um der „wachsenden Bedeutung [des Musikstreamings] gerecht zu werden und das Musikgeschehen über alle Kanäle und Plattformen hinweg möglichst genau wiederzugeben“, wie BVMI-Geschäftsführer Dr. Florian Drücke laut Mitteilung erklärt.

Die Mitberechnung von Streams für die Charts ist sicher ein wichtiger Schritt hin zu einer zeitgemäßen Auswertung der Musiknutzung. Bereits im Mai 2012 gaben sich BVMI und Media Control geradezu revolutionär: Als erster Anbieter in Europa erhoben sie spezielle Streaming-Charts von Anbietern wie Spotify oder Musicload. Die Ergebnisse flossen allerdings noch nicht in die Auswertung der wichtigen Top 100 Charts ein.

Das soll sich nun ändern – wenn auch nur im Kleinen. Denn: Nicht alle Streams werden zur Ermittlung der offiziellen Charts herangezogen, sondern lediglich die, die mit bezahlten Premium-Angeboten gehört wurden. Das hängt mit dem schon fast berüchtigten und sehr komplizierten Wertungssystem von Media Control zusammen, der so genannten Systembeschreibung. Demnach sind die deutschen Charts „Wertecharts“. „Das bedeutet, dass nur gewertet wird, was sich mit einem Preis für den Endverbraucher bemessen lässt“, heißt es in der Mitteilung des BVMI. Mit anderen Worten: Streams aus werbefinanzierten Angeboten werden nicht berücksichtigt.

Damit fällt aber der größte Teil der Streams aus der Wertung. So verfügen beispielsweise von weltweit 24 Millionen Spotify-Nutzern nur sechs Millionen über einen Premium-Account. Nimmt man diese Zahlen als Maßstab, könnte dies bedeuten, dass drei von vier gestreamten Songs nicht gezählt werden könnten. Wirklich repräsentativ ist das nicht.