Stevie Winwood


STEVIE WINWOOD oder Steve, wie ihn seine Freunde noch stets nennen, ist der Zigeuner der Popwelt. Er wandert von einer Gruppe zur andern, auf der Suche nach Freiheit und der Möglichkeit, zu tun, was er selbst gern möchte. Er ist ein grandioser Hammondorganist, spielt vortrefflich Gitarre, beherrscht mühelos die Bongos, entlockt seiner Gitarre die phantastischsten Klänge, ist ein Pianovirtouse und ein begabter Sänger.

Obwohl er schon seit zwölf lahren Berufsmusiker ist, zählt er erst 2 Jahre. Stevie ist durch und durch Musikus. Wenn du dich mit ihm unterhältst schaut er dich an, als ob er dich nicht gehört hätte. Dann weilen seine Gedanken schon wieder bei einer neuen Komposition oder einem neuen Arrangement. Er verließ Spencer Davis, weil er schließlich nicht mehr die Musik spielen konnte, die er gern wollte. Sechs Monate später kam er mit seiner eigenen Gruppe Traffic zum Vorschein. Es war eine Sensation mit einem phantastischen Sound. Aber schon rasch stellten sich Schwierigkeiten ein. Stevie und Chris Wood waren mehr in Jazz-Pop orientiert, während Gitarrist Dave Mason umd Drummer Jim Capaldi Rock-Pop-Meister waren. Diese prinzipielle Differenz in ihrer Auffassung bedeutete das Ende für Traffic und Stevie ging zu den Blind Faith.

 Zusammen mit Eric Clapton, Ginger Baker und Rick Grech verdiente er während einer einzigen Amerika-Tournee ein wahres Vermögen. Und Blind Faith wurde zur Supergruppe ernannt. Stevie fand es „große Klasse“ mit dieser Gruppe arbeiten zu können. Aber bei Blind Faith traten die Schwierigkeiten noch schneller auf als bei Traffic. Stevie hatte aus seiner Traffic-Zeit einen Plattenvertrag mit United Artists übrigbehalten, der ihn verpflichtete, für diese Firma eine LP zu machen. Da Blind Faith bereits einen Vertrag mit Polydor abgeschlossen hatte, musste Stevie die LP ohne diese Gruppe machen. Inzwischen interessierte sich Eric Clapton für die Plastic Ono Band und ging anschliessend mit dem Amerikanischen Duo Delany & Bonnie auf Tournee. Wir befinden uns also im Augenblick in der sonderbaren Situation, dass Blind Faith nur noch dem Namen nach besteht, und dass all ihre Mitglieder sich mit anderen Gruppen beschäftigen.

AIRPLANE

Um nach dem zeitweisen Fortgang von Stevie und Eric doch noch etwas zu tun zu haben, ging Ginger Baker nach Jamaica und verbrachte dort erst einmal seinen Urlaub. Nach seiner Rückkehr gründete er eine neue Gruppe, zu der auch Stevie Winwood und Rick Green gehörten sowie Harold McNair, Chris Wood, John Surman und außer Ginger Baker noch zwei andere Drummer: Phil Seaman und der Afrikanische Bongospieler Kabaka. Ginger nannte diese Gruppe „Airplane“ weil er sich viel von ihr versprach. Hierdurch kam Stevie wiederum in eine Gruppe von der er ebenfalls kein Leiter ist. Das bedeutet, dass er nach einiger Zeit erneut keine Möglichkeit haben wird, Musik zu spielen, die ihm gefällt. Obwohl er aucht nicht von Blind Faith die Leitung hatte, möchte er doch gerne mit dieser Gruppe weitermachen. Aber dann müsste Eric, als Leiter, erst zurückkommen.

„Falls Eric uns braucht, werden wir zurückgehen“, sagt Stevie. „Aber vorläufig ist er noch zu sehr mit Delaney & Bonnie beschäftigt. Darum haben wir nun „Airplane“. Er bedauert es übrigens in keiner Weise, dass er nicht die Leitung dieser Gruppe hat. Er möchte die Verantwortung, die eine Führerschaft mit sich bringt lieber nicht tragen. Stevie ist es egal in welcher Gruppe er spielt. Hauptsache ist, dass er Musik spielen kann, die ihm gefällt. Eine solche, für ihn ideale Situation, kann er nur verwirklichen, indem er selbst die Führerschaft übernimmt, so dass er bestimmen kann, was gespielt wird. Aber solange er die Verantwortung von sich weist, wird Stevie die Rolle des Vagabunden in der Popwelt weiterhin spielen müssen.