Steve Winwood


Steve Winwood läßt nichts anbrennen. Er gehört zur Garde der erfahrenen Musiker über 41, die seit Jahren die Popwelt dominieren und wissen, wie das Geschäft läuft. Und solange er nur an das Rezept des letzten Erfolgs anknüpft, ist ihm der Beifall sicher.

Unter diesem Aspekt schien es schon etwas gewagt, daß der scheue Steve in Sydney in leicht freakigem Outfit auftrat und zudem vorher Ausflüge in die Zeit der Spencer Davis Group und von Traffic unternahm. „Ich will weg von der organisierten Show-Extravaganz“, hatte er angekündigt, „zurück zur Tradition langer Songs und Improvisationen — so wie wir es in den 60er und 70er Jahren gemacht haben. „

Und da stand er dann, mit Lennon-Sonnenbrille und Paisley-Weste. und legte los mit .,1’m A Man“ aus den späten Sechzigern von der Spencer Davis Group. Den Australiern gefiel’s. Kein Wunder: Winwood spielte eine pumpende, energische Version des Hits, die der typische flackernde, schwere Orgelsound jener Zeit prägte. Anschließend zündete der Veteran ein Feuerwerk seiner Solo-Hits – „While You See A Chance“. „Valerie“, ,.One And Only Man“. Mit der zweistündigen Aneinanderreihung von Hitsingles wurde immer klarer, daß dieser Mann Rock-Geschichte geschrieben hat.

Ein großer Entertainer ist Winwood.

die lebende Legende, auf der Buhne dennoch nicht. Zwischen den Songs quälte er sich nur wenige Worte ab. Auf Tanzeinlagen oder ähnliche Mätzchen verzichtete er — aber ansonsten wirkte alles perfekt bis ins letzte Detail. Dieses Konzert bot einen großartigen Sound, fantastische Lichtkoordination mit schönen Farbspielereien, und die Musiker waren stets auf der Höhe.

Für Drummer Jim Capaldi war in dieser Fünf-Mann-Band allerdings kein Platz. Vielleicht war das der Grund dafür, daß die halbe Stunde aus Traffic-Reminiszenzen niemanden so recht anheizte. Doch immerhin war es eine ausgezeichnete Idee, an die Retrospektive das ähnlich klingende Stück „In The Light Of Day“ vom neuen Album REFUGEES OFTHE HEART anzuschließen. Damit trieb Winwood das Publikum auf die Stühle.