Springsteens Erben
The Gaslight Anthem mischen mit Springsteen und Punk das Beste, was ihre Heimat New Jersey zu bieten hat - und sprechen Tausenden aus der Seele.
Im Frühjahr 2008 machte im Internet folgende Meldung die Runde: „Gaslight Anthem treten als Bruce Springsteens Begleitband auf.“ Aufmerksame Leser dachten sich beim Anblick des Datums – dem 1. April – ihren Teil, aber für viele gab der Inhalt dieser Meldung eine logische Entwicklung wider: Die lyrischen und klanglichen Ähnlichkeiten der Musik von Gaslight Anthem mit der des „Boss“ waren ja schon auf SINKORSWIM, dem Debütalbum dieser aufsteigenden Band aus New Jersey, aufgefallen. Die Band selbst dagegen war völlig perplex. „Ich konnte nicht fassen, dass Leute das geglaubt haben“, lacht Drummer Benny Horowitz. „Ich dachte: ,Glaubt ihr wirklich, dass Bruce Springsteen jemand anderen als Max Weinberg ans Schlagzeug lassen würde?'“
Es wäre jedenfalls vorstellbar, dass Springsteen Gefallen finden würde an Gashght Anthems aufwühlenden Hymnen über Vorstadt-Amerika und seine Bewohner, denn nicht zu letzt werden darin oft seine eigenen Songtexte zitiert – ebenso wie die von Joe Strummer und Bob Dylan. „Die lyrischen Bezüge sind auf jeden Fall Hinweise auf die Bands, die uns beeinflusst haben. Es ist unsere Art, ihnen Respekt zu zeigen“.
sagt Horowitz. Die Fans von The Gashlight Anthem saugen derlei Hommagen begierig auf. “ Schon oft haben uns Leute gesagt, dass diese Hinweise auf andere Bands sie dazu gebracht haben, sich neue Musik anzuhören. Mir hat zum Beispiel kürzlich jemand erzählt, dass er sich die erste Miles-DavisPlatte BIRTH OF THE CUOI. besorgt hat weil die in einem unserer Songs genannt wird. Das Gleiche gilt für Springsteen. Das sind alles Leute, die wir von ganzem Herzen verehren. Und wenn wir einen 16-Jährigen dazu kriegen, dass er lieber Tom Petty als [die Metalcore-Band] The Devil Wears Prada hört -fuck, man, I’ll take that!“
Ihre eigene musikalische Erziehung erhielten die Jungs von verschiedenen Seiten. Bei Sänger Brian Fallon war es der Besitzer eines Plattenladens, der dem Teenager, der eigentlich eine Rancid-Platte kaufen wollte, stattdessen THE CLASH anbot kostenlos. Horowitz nennt zunächst eine sehr un-punkige Inspirationsquelle: „Meine Mutter war Mitglied im offiziellen Queen-Fanclub“, erzählt er. „Wir planten unsere Familienaitsflüge um die Club-Treffen herum. Später kam ich mit der lokalen Punk- und Hardcore-Szene in Kontakt und ging völlig darin auf. Aber die Liebe zur Musik und den Wunsch, selber welche zu machen, habe ich von meiner Mutter.“
Die Kombination aus der Energie von Jersey-Punkbands wie Lifetime und Bouncing Souls, Fallons inspirierenden Texten und nicht zuletzt den Soul-Einflüssen auf ihrem 2008 erschienenen zweiten Album THE ’59 SOUND hat der Band eine extrem loyale Fanbasis eingebracht, deren Mitglieder teilweise sogar Meere überqueren, um die Band live zu sehen. Horowitz ist immer noch fassungslos:
„Die Leute scheinen mit den Liedern echt einiges anfangen zu können, es ist unglaublich.“
Aber wahr: Die gerade abgelaufene Deutschland-Tournee war restlos ausverkauft. Aber diese in Zahlen messbare Anerkennung bedeutet Horowitz nicht viel. „Ganz ehrlich: Mir ist das Geld egal, und mir ist der Erfolg egal, aber wenn morgen alles vorbei ist und unsere Platten den Leuten noch etwas bedeuten, dann bin ich für den Rest meines Lebens glücklich.“
Albumkritik ME 12/08
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