Spring lebendig
Angefangen hat alles so vor vier Jahren. Damals habe ich gedacht, dass meine Karriere zu Ende ist. Ich hatte drei Jahre lang keine Pause gemacht und war durch den ganzen Stress körperlich völlig erschöpft. Parallel dazu wurde meine Stimme ganz rauh. Das ging soweit, dass sie zum Teil komplett aussetzte. Das hat mich völlig unvorbereitet getroffen, weil ich eigentlich ein Mensch bin, der sehr gut mit Stress umgehen kann. Mit 18, 19 hatte ich drei Jobs gleichzeitig. Ich habe in einer Fischfabrik gejobbt, in einer Abfullanlage von Coca-Cola gearbeitet und nebenbei noch in einem Planenladen ausgeholfen. Auch im Urlaub kann ich keine Ruhe geben, ich muss immer irgendwas machen. Und dann, auf einen Schlag, hatte ich überhaupt keine Kraft mehr und mein Hals war so rauh, dass ich kaum mehr sprechen konnte, geschweige denn singen. Ich bin dann zu einem Arzt, der sich auf chinesische Medizin spezialisiert hat. Er hat mir erklärt, dass das Energie-Level meiner Leber sehr niedrig sei. Dazu muss man wissen, dass die Leber eines der wichtigsten Energiezentren des Menschen ist. Durch eine langwierige Akupunktur-Behandlung ist es inzwischen wieder besser geworden, aber das war schon sehr beunruhigend. Seit dieser Zeit bin ich supervorsichtig geworden. Ich bin mindestens einmal pro Woche bei meinem Heilpraktiker, wenn es richtig stressig ist, sogar täglich. Ich finde es ja relativ seltsam, dass chinesische Medizin als „alternative“ Heilmethode bezeichnet wird. Es gibt sie schon seit mehreren tausend Jahren, während die sogenannte westliche Schulmedizin ja relativ jung ist. Und wenn man sich die weltweiten Zahlen ansieht, werden ja viel mehr Menschen nach der chinesischen Medizin behandelt als mit „klassischen“ Medikamenten. Man sollte also eher die westlichen Methoden als „alternativ“ bezeichnen. In Island, wo ich ja herkomme, leben die Leute sehr stark im Einklang mit der Natur, da ist es völlig normal, statt Tabletten auch mal Kräutertees zu nehmen. In England (Björk lebt zusammen mit ihrem 13jährigen Sohn Sindri im Londoner Stadtteil Maida Vale; Anm. d. Red.) giltst du gleich als Freak, wenn du dich mit pflanzlichen Wirkstoffen auseinandersetzt. Ich sage nicht, dass alles, was so unter „alternativen“ Heilmethoden gehandelt wird, wirklich hilft. Ich glaube zum Beispiel nicht an diesen ganzen Aura-Mist, das ist wirklich lächerlich. Das ist wie in der Musik: Man kann nicht sagen, dass )azz oder von mir aus auch Opemmusik per se gut ist. Es kommt immer darauf an, wie man etwas anwendet. Ich probiere verschiedene Dinge aus, und wenn es wirkt, bleibe ich dabei. Und es gibt für mich keinerlei Zweifel, dass die chinesische Medizin wirkt. Da ich sehr viel reise, kenne ich inzwischen sehr viele Heilpraktiker in verschiedenen Ländern. Das ist wichtig, weil gerade das Fliegen sehr schlecht für die Gesundheit ist. Die trockene Luft der Klimaanlage belastet zum Beispiel die Stimmbänder ungemein. Ich denke mal, dass ich auch heute noch zu meinem Heilpraktiker gehen werde. Ich fühle mich ausgelaugt. Die Arbeit an meinem neuen Album strengt mich sehr an. Ich brauchte noch zwei Körper zusätzlich. Und die hätten dann alle Akupunktur. Das wäre großartig.