Spotify: So könnt ihr den Streaming-Algorithmus hacken
Für Artists ist der Streamingdienst essentiell, um durchzustarten. Wir verraten, wie man leichter zum Ziel kommt.
Mit 226 Millionen zahlenden und global insgesamt 574 Millionen User:innen ist Spotify der größte Musik-Streamingdienst der Welt. Bei diesen schwindelerregenden Zahlen ist es kaum verwunderlich, dass das Unternehmen nicht nur Marktführer ist, sondern auch unsere Hörgewohnheiten entscheidend beeinflusst.
Walkman, Discman und sogar MP3-Player wurden von Smartphones als das häufigste mobile Abspielgerät für Musik ersetzt. Mit einem Klick finden Nutzer:innen immer das, was sie hören möchten. Und wo früher noch das Radioprogramm oder MTV beeinflussten, wer die Top-Plätze der Charts stürmte, zählen heute die Streamingzahlen auf dem schwedischen Online-Service.
Letzter Punkt ist besonders interessant, denn nun bestimmt ein Algorithmus den Erfolg, was wir hören und was nicht. Was braucht es also, um im digitalen Zeitalter als Musiker:in den Durchbruch zu schaffen? Wir verraten euch, mit welchen Tricks ihr Spotifys Algorithmus ganz eays hacken könnt – und das ganz ohne IT-Kenntnisse.
Wie funktioniert der Spotify-Algorithmus?
Der Algorithmus, mit dem Spotify eure Musikempfehlung zusammenstellt, wird von einer Künstlichen Intelligenz namens BART gesteuert. BART ist ein Akronym und steht für „Bandits for Recommendations as Treatments“, zu deutsch „Banditen für Empfehlungen als Behandlungen“. Auch wenn der deutsche Name vielleicht wirr erscheint, machen BARTs Aufgaben beim Streamingdienst umso mehr Sinn. Die KI sorgt dafür, dass User:innen kontinuierlich weiter Musik hören, und dies erreicht es, indem es immer mehr und neue Songs empfiehlt. Drei Faktoren sind dafür entscheidend: Analyse von Texten und Song-Inhalten, die Stimmung eines Liedes, und schließlich Vergleiche zwischen neuen Tracks und bisherigen Hörgewohnheiten. Dabei analysiert die KI den individuellen Geschmack von Hörer:innen und liefert neben bekannten Liedern auch immer wieder Neues an. Wichtig ist, dass Hörer:innen stets engaged bleiben.
Fans von Anitta zeigten, wie man Spotify austrickst
Wenn du als Musiker:in also einmal verstanden hast, wie BART funktioniert, ist die Künstliche Intelligenz eigentlich relativ leicht auszutricksen. Denn wie alle Social-Media-Plattformen zählen die Statistiken. BART beobachtet ständig die hunderte Millionen von User:innen auf Spotify und analysiert deren Hörgewohnheiten. Aber wie jede KI, die bisher existieren, ist auch diese (noch) nicht allwissend. So fanden etwa Fans der brasilianischen Sängerin Anitta heraus, wie easy sich BART überlisten lässt und ein:e Künstler:in in die Top-Position zu befördern ist.
Auf dem X-Account „GQ da Anitta“ wurde dazu aufgerufen, die Brasilianerin zur Top-Künstlerin zu befördern. Die Maßnahmen: Hörer:innen sollten mit wechselnden Accounts immer mehr Playlists mit Songs von Anitta erstellen. Dafür verteilte der Fan-Account sogar gratis Premium-Konten für Spotify und gab eine Einleitung, wie BART zu überlisten wäre. Anstatt Songs von Anitta auf Repeat oder Shuffle zu stellen, sollten ihre Lieder einfach über mehrere Playlisten mit anderen Künstler:innen verteilt werden. Andernfalls hätte BART nämlich die erhöhten Hörwerte der brasilianischen Musikerin als Bots registriert und nicht gezählt.
Der Trick zahlte sich letztendlich aus. Die Spotify-User:innen, hauptsächlich in Brasilien ansässig, schafften es, dass im März 2022 Anitta als erste lateinamerikanische Musikerin die Pole Position aller Artists auf dem Streamingdienst erreichte.
So könnt ihr den Algorithmus an der Nase herumführen
Falls ihr also daran denkt, auf diese Weise eurer Musikkarriere einen Schub zu geben, braucht ihr euch nur an ein paar einfache Hacks halten, um BART zu überlisten.
1. Der Playlist-Hack
Lasst euch von Anittas Fans inspirieren und sorgt dafür, dass eure Hörer:innen eure Lieder auf so viele Playlisten wie möglich speichert. Fragt Freund:innen, Familie und alle anderen, die ihr kennt, ob sie einen eurer Songs auf den ersten Platz ihrer Playlisten setzten. Wenn alles glatt läuft, erscheinen eure Titel schon bald in den „Weekly Playlists“ oder im „Release Radar“.
2. „Engage your audience“
Wie bei jeder Social-Media-Plattform gilt auch auf Spotify die devise „engage your audience“. Behandelt eurer Spotify-Profil wie Facebook, X oder Instagram. Veröffentlicht regelmäßig neue Songs und wartet nicht allzu lang mit einem Alben – eine Platte alle zwei Jahre darf es schon sein. Nicht euer Genre bestimmt die Popularität, sondern die hohe Frequenz eurer Veröffentlichungen.
3. Die „30-Sekunden-Regel“
Der erste Eindruck zählt, auch bei Spotify. Ob Hörer:innen eure Songs bis zum Ende hören oder schon nach wenigen Sekunden weiterskippen, ist entscheidend für deinen Erfolg. Der Spotify-Algorithmus ignoriert nämlich alle jene Titel, die nicht länger als 30 Sekunden gehört werden. Sorgt also dafür, dass eure kreativen Ergüsse schon zum Anfang zünden und die User:innen weiterhin dranbleiben.
4. Timing ist alles
Pro Tag werden ungefähr 120.000 neue Songs auf Spotify veröffentlicht. Dazu gehören große sowie auch unbekannte Artists. Damit eure Werke nicht im Überangebot untergehen, solltet ihr vor allem darauf achten, nicht gleichzeitig mit den Superstars zu releasen. Regelmäßig sorgen Neuerscheinungen von Taylor Swift oder The Weeknd für Streamingzahlen, die in die 100 Millionen gehen. Achtet also darauf, wann die großen Musiker:innen ihre neuesten Content ankündigen und füllt die Lücken dazwischen.
5. Geheimtipp: Der SEO-Trick mit Namen von Künstler:innen
Auf einen weiteren mutmaßlichen Trick hat der Musikkritiker und YouTuber Anthony Fantano, alias TheNeedleDrop, aufmerksam gemacht: Angeblich nutzen Musiker:innen die Namen anderer Künstler:innen in ihren Song-Titeln, um die Suchmaschinenoptimierung des Algorithmus zu überlisten.
Suchmaschinenoptimiertung, oder auch als SEO (steht für: „Search Engine Optimising“) abgekürzt, bezeichnet Methoden, die Content im Internet sichtbarer für Google und weitere Suchmaschinen machen. Begriffe oder Kombinationen davon, die besonders häufig gesucht werden, erscheinen dann als erstes. Auch BART geht auf diese Weise vor, wenn es etwa Playlisten oder Podcasts im Ranking ordnet bzw. als Erste in der Suchleiste anzeigt. Dabei zählen Parameter wie Beschreibungen aber vor allen Dingen häufig gesuchte Wörter, die in Song- oder Albumtiteln vorkommen. Und sollte dein Song „zufälligerweise“ einen Teil oder eine abgewandelte Form des Namens eines/einer angesagten Künstler:in tragen, ist dir der Top-Platz in Spotifys Suchmaschine garantiert.
So soll laut Fantano der UK-Rapper Central Cee die Popularität der US-Kollegin Doja Cat ausgenutzt haben, um seine 2022-Single „Doja“ zu pushen. Sollte dies der Fall sein, war die Masche von Erfolg gekrönt. Bis heute hat Central Cees „Doja“ fast eine halbe Milliarde Streams verbuchen können.