Spider Murphy Gang – Crailsheim, Sporthalle
In einer grauen Beton-Sporthalle fand der erste Teil der „Spiderüber-Deutschland-Tour 83“ einen turbulenten Abschluß Schon bei der Anfahrt zur Halle überschlugen sich die Fans – im wahrsten Sinne des Wortes – und schließlich drängten sich gut 3000 Rock n RoII-Süchtige auf Rängen und Turnhallen-Boden Die bajuwanschen Rock n’Roll-Matadore enterten cool die Bühnenbretter, grüßten mit einem leisen „Servus“ und langten gleich ordentlich hin Ohne große Mätzchen und Tra-Ra ließen sie ihre Songs vom Stapel, und es zeigte sich, daß die 3000 Crailsheimer zur harten Fangemeinde gehören Schon beim dritten Song gröhlte die Halle mit. daß die Basketball-Körbe wackelten Bassist und Sänger Günther Sigl hatte sein Publikum im Griff, obwohl man ihm auf den ersten Blick kaum zutraut, daß er den schweren Baß über die volle Distanz alleine halten kann Sein taubengraues Rock n‘ Roll-Sakko könnte von Ted Herold ausgeliehen sein, so schlackerte es um seine schmalen Schultern; aber Günther, das halbe Hemd, überzeugte gerade durch seine scheue Art und die sprichwörtliche bayerische Bier-Ruhe.
Sein Gegenpol. Barny Murphy an der Gitarre, brachte dagegen schon mehr Schwung auf die Bühnenbretter und ließ den Band-Manager mehrmals die Hände überm Kopf zusammenschlagen Barny hatte nämlich erst seit wenigen Tagen seinen Geh-gips entfernt, der ihm die gefürchteten Spagat-Sprünge vom Schlagzeug-Podest bislang nicht erlaubt hatte Keyboarder Michael hatte sein Equipment erstaunlich sicher im Griff Ohne übertriebene Tastenburg brachte er exakt den Sound der Spider-Scheiben auf die Bühne, leistete seinen Show-Beitrag durch Solo-Einlagen, stehend, kniend, liegend, über, unter, auf dem Piano, und zauberte offene Münder in die Halle Drummer Franz Troian bemühte sich, Dampf zu machen und vom sturen Off-Beat der Fünfziger zu einer modernen, vielseitigen Spielweise zu kommen. Überhaupt muß man der gesamten Band bescheinigen, daß sie allerlei neue Stileinflüsse einblitzen ließ und so vom altbackenen Einerlei geschickt den Absprung gefunden hat, Reggae-Klänge, hie und da ein Funk-Riff, mal kurz einen Heavy-Block eingestreut, die Spiders lösten sich ganz selbstverständlich vom festgefahrenen Vorurteil, nur „Tutti Frutti Blue Suede Shoes Jailhouse Hound Dog Around the Clock“ dürfte das Repertoire einer Rock n‘ Roll-Band ausmachen. Ihr größtes Plus aber bleibt ihre
Natürlichkeit. Keine aufgesetzte Blasiertheit, keine Body-Guards. keine Publikums-Verarsche Günther, Barny, Michael und Franz bieten schlicht und einfach gute Unterhaltung für das gute Geld des Publikums, und das ist heutzutage in Rock-Konzerten leider nicht mehr selbstverständlich.