Sounds nordic!


Schluß mit dem Diskurs! Nach den Analysen, Listen und Spekulationen der letzten Seiten hat nun der Rock'n'Roll das Wort. ME präsentiert auf der CD im November zehn der besten Bands aus Dänemark, Norwegen und Schweden.

1 The Soundtrack of Our Lives Believe l’ve Found. Neo-Psychedelik Rock’n’Roll aus Schwedens „Popstadt des Jahres 2001“ Göteborg.

Fast zehn Jahre sind vergangen, seit das Debüt Welcome To The Infant Freebase das Ende von Ebbot Lundbergs alter Band Union Carbide Productions und gleichzeitig den Anfang von The Soundtrack of Our Lives markierte. Kaum einer anderen Band Nordeuropas ist es seither so überzeugend gelungen, den Psychedelic-, Progund Hippie-Rock der 60er- und 7Oer-Jahre zeitgemäß zu interpretieren. Die sechsköpfige Band um Lundberg, der 1992 eine Postkarte von Kurt Cobain bekommen hat („Good Luck!“), zählt heute Sonic Youth, Noel Gallagher und Robert Plant zu ihren Fans. „Believe l’ve Found‘ stammt aus origin vol 1. Teil 2 soll in diesem Winter aufgenommen werden.

2 Saint Thomas The Long Goodnights

Der Norweger wird erwachsen und legt die Maske ab, die bisweilen von der Qualität seiner Songs ablenkte.

„I sing with a most convincing voice and let the wortd listen“, singt Saint Thomas gleich am Anfang seiner neuen Platte Children Of The New Brisade. Tatsächlich hat der Norweger erstmals den Mut gefunden, über weite Strecken seine natürliche Stimme einzusetzen, weshalb nun auch die aufhorchen werden, die dem Singer/Songwriter seine bisher zur Schau gestellte Neil-Young-Imitation – die bisweilen ans Parodistische grenzte übelgenommen hatten. Saint Thomas hat sich über die Emanzipation von seinen Vorbildern zu einem reifen und eigenständigen Songwriter entwickelt.

3 Kristofer Aström & Hidden Truck Givers Of The World

Kunstvoller Avantgarde-Pop von einem der vielseitigsten Songwriter Schwedens.

Ostroms Interesse an Musik ist breit gefächert: Mit Fireside spielte er Ende der 90er Jahre emotionalen Post-Hardcore und als Solo-Künstler zarten, bisweilen Country-lastigen Folk. Sein noch aktuelles Album so much for staying ali-VE, das der Schwede mit seiner Band Hidden Truck eingespielt hat, enthält intensiven Gitarrenpop mit Einflüssen aus den 80er Jahren. Es ist sein bis dato reifstes Werk, nicht nur musikalisch: …Givers Of The World handelt von einer Freundin, die nach Kambodscha gezogen ist, um bei sozialen Projekten für minderjährige Prostituierte zu helfen“, so Äström.

4 The Cardigans

Losing A Friend Sechs Alben im Kreuz und immer noch frisch wie der Frühling…

Man hört es super extra gravity an. daß es nach einer langen und erfolgreichen Tournee entstanden ist. „Wir sind durch die letzte Tour zu einer sehr guten Livebandgeworden“, sagt Nina Persson. „Am Anfang waren wir auf der Bühne noch etwas unsicher, aber als wir dann mehr Routine bekamen, konnten wir uns zurücklehnen und relaxen wie nie zuvor.“ Als die Band im September 2004 aus den USA zurückkam und wenig später mit Tore Johansson in den Gula Studios in Malmö mit den Aufnahmen ihres sechsten Studioalbums begann, war sie eingespielt und selbstbewußt wie Lange nicht mehr. „Losing A Friend“ ist Opener der Platte des Monats unserer November-Ausgabe und Kandidat für die neue Sparte „Herbst/Winterhit“ (Siehe S. 21).

5 Isolation Years Moses

Kein großer Name, dafür aber um so größere Songs: Eine Band aus Schwedens Osten läßt aufhorchen.

Isolation Years aus Umea hatten in den sechs Jahren seit ihrer Gründung weder einen Hype noch einen Hit. Vielleicht haben sie sich gerade deshalb ganz still und ohne jeden Druck zu einer der grandiosesten Indiebands Skandinaviens entwickeln können. Ihr drittes Album Cover The Distance enthält schillernden, makellosen Indiepop und verzauberte mit seinen großartigen Melodien jeden, der es seit seiner Veröffentlichung im Frühsommer 2005 hören durfte.

6 The Raveonettes Love In A Trashcan

Dänemarks bestes Duo laßt noch immer die amerikanische Musik der 50s und 60s aufleben – nur dieses Mal weniger dogmatisch.

Als bekannt wurde, dafi das Debüt Chain Gang Of Love 2002 nach strengen Regeln aufgenommen wurde, die in Anlehnung an das radikale Dogma-Konzept für Filme entwickelt worden waren, zweifelten viele an The Raveonettes‘ Ernst. „Mir ist klar geworden, daß es ein bißchen anstrengend ist, eine Stunde Musik zu hören, die in nur einer Tonart und mit denselben drei Akkorden aufgenommen wurde“, sagte Sune Rose Wagner später. „Wir mußten beim nächsten Album was anderes machen, sonst wären wir verrückt geworden“, meint auch Sharon Foo. pretty in Black, das zweite Album der in New York (Sune) und London (Sharon) beheimateten Dänen folgt einer ähnlich antiken klanglichen Ästhetik. Ist aber freier und abwechslungsreicher.

7 The (International) Noise Conspiracy

A Voice Of Our Own (Explosive B-Seite aus den armed) 0 vc-Sessions mit Rick Rubin.

Die Luft muß elektrisch aufgeladen gewesen sein, als Rick Rubin 2004 mit The (International) Noise Conspiracy in Los Angeles im Studio war. Um die Energie der schwedischen Polit-Punkrocker möglichst ungefiltert einzufangen, ließ Rubin das Quintett Armed Love weitestgehend live aufnehmen. „Sie haben eine unglaubliche Sühnenprösenz“. sagte der legendäre Produzent. „Wir helfen dabei, ein Album zu machen, das möglichst viel von dieser Kraft Ironsportiert.“ „A Voice Of Our Own“ hätte selbst Single sein können, war aber B-Seite von ‚A Small Demand‘.

8 The Hives -/

No Pun Intended (live) Schnell, manisch, präzise und witzig: The Hives sind das Maß aller Dinge.

Die Hives sind eine Religion. Wer eines ihrer Konzerte erleben durfte, hat das Licht gesehen. Howlin“ Pelle ALmqvist predigt den Rock’n’Roll wie ein besessener Voodoo-Priester, und die Band verausgabt sich bei nicht selten über 200 Shows im Jahr bis aufs letzte… Wir lieben Tourneen“, sagt Nicholaus Arson. „Erschöpfung ist nur ein Gefühl, was bedeutet, daß es unterdrückt werden kann.“ Diese explosive Live-Version von „No Pun Intended“ ist auf der kommenden DVD Tussles In Brussel (2004) enthalten.

9 Club Killers & Moneybrother You Don’t Know live

Packender Live-Auftritt, bei dem Moneybrother quasi Gast seiner eigenen Band ist.

Ist Moneybrother ausnahmsweise nicht auf Tour, spielen seine Bandmitglieder Gustav Bendt und Viktor Brobacke mit ihrer 15-köpfigen Rocksteady-, Reggae-, Ska- und Blue-Beat-Band Club Killers umjubelte Konzerte in Stockholms Underground-Clubs. Als auf den Plakaten im Januar 2004 „The Killers with Secret Guests“ zu lesen war. ahnten viele der Stammgäste des Debaser-Clubs bereits, daß unter den „Geheimgästen“ auch ein Anders „Moneybrother“ Wendin war. Tatsächlich kam der junge Schwede für den Song „You Don’t Know“ auf die Bühne und zeigte in den knapp fünf Minuten, was für ein erstklassiger Sänger und Entertainer er ist. Ein Best-Of von zwei Konzerten erscheint nun auf der CD Two Nights With Club Killers.

10 Figurines

Silver Ponds Danemark, so behauptete manch ein Tor bisher leichtfertig, istfürso große Melodien bestimmt zu klein.

Hätte das Debüt shake a Mountain nicht die guten Kritiken bekommen, die es in der dänischen Heimat und im Ausland bekam, dann hätten die Figurines wohl keinen Vorschuß erhalten und folglich auch nicht das famose Skeleton in den geschichtsträchtigen Tambourine-Studios im schwedischen Malmö aufnehmen können. Schade wäre es gewesen, wären wir nicht in den Genuß dieses strahlenden Indiepop-Albums gekommen, das jeden geneigten Hörer spätestens nach dem dritten oder vierten Durchlauf in die Arme schließt. Die Figurines gehören nach nur zwei Alben bereits zu den besten Indiebands Nordeuropas.