Sophia


Klarer Fall von Themaverfehlung: Die Hohepriester der Schwermut beim "Fun For Free". Wenig gelacht, trotzdem gefreut.

Robin Proper-Sheppard ist ein bisschen genervt. „Ich hab’s dir jetzt schon ein paarmal gesagt, Mann: Dafür bist du ungefähr zehn Jahre zu spät dran“, erklärt er mit nur noch wenig Restfreundlichkeit in der Stimme dem Menschen in der zweiten Reihe, der seit einer halben Stunde trällernd einen Song von God Machine einfordert. Die Geschichte von God Machine, der ersten Band von Proper-Sheppard. endete im Mai 1994 abrupt mit dem überraschenden Tod von Bassist Jimmy Fernandez, seinem besten Freund aus Kindheitstagen. Den Verlust hat Proper-Sheppard nie ganz verkraftet, und es ist recht deutlich erkennbar, wie dieses Bohren in alten Wunden den an und für sich Sanftmütigen jetzt aufwühlt. Nur eben nicht für Mr. Indie-Obercheckmeister da vorne.

„We’re gonna play. SoS low, and that’s about as dose as you ‚II get to God Machine“, bietet Proper-Sheppard ihm jetzt trocken an, und dann stimmt er mit seiner vierköpfigen Band in einem Sound wie funkelndes Kristall den ersten Song an, den er einst nach Fernandez‘ Tod schrieb und der den Ton setzte für die ersten beiden Alben von Sophia. „Death comes so slow when you re waiting to be taken“, geht die grimme Zeile, die den Kloß in den Hals schiebt, Hand in Hand mit dieser, melodietrunkenen Musik zwischen melancholischem Schlurfen und entrücktem Schweben. Zur Zugabe hat Proper-Sheppard dann die Nase voll von den Plaudertaschen im hinteren Hallendrittel, die heute nur da sind, weil das Konzertals „Fun For Free“ läuft („Schönheit derTraurigkeit For Free“ wäre passender gewesen]: „Die nächsten Songs werden lauter werden. Wenn ihr euch jetzt immer noch unterhatten könnt, sind wir zu leise“, sagt er und es setzt zwei so kathartisch laute, feedbackschneidende Versionen von „Darkness (AnotherShade In Your Black]“ und „If A Change Is Gonna Come …“ vom neuen Album people are like seasons, dass Kinnladen nach unten klappen und sich Nackenhaare aufstellen. Es müssen ein paar fuchsige Dämonen in dieses Mannes Brust ringen. Ein Segen, dass sie sich in solcher Musik ausdrücken. Eher ungeschickt, ihn für Volksfeste zu buchen.