Smashing Pumpkins: The Smashing Pumpkins live


Sich stets vom Schmähwort Grunge abgrenzen, um letztendlich doch im sprichwörtlichen Nirvana zu landen: The Billy Corgans machen das Mysterium zum Konzept. München, Olympiahalle.

Vom immens erfolgreichen Arschloch zum nicht grundlos vom Erfolg sitzengelassenen Strahlemann zum inspirationsarmen Tagebuchhausierer zum Riddler im Glitzerrock: Es ist eine Melange aus Größenwahn, Verzweiflung und Spinnerei, die Billy Corgan unter dem Gebrumme von Kiss‚“Black Diamond“ auf die Bühne einer erwartbar zweidrittelleeren Olympiahalle schiebt. Neben ihm die auch an diesem Abend keiner namentlichen Erwähnung bedürfenden Ersatzlösungen für James lha und Melissa auf der Maur oder D’arcy Wretzky. Hinter ihm Jimmy Chamberlin, Corgans Busenfreund und persönlicher Golem. Corgan selbst gibt weiterhin den Disco-Nosferatu. In orthopädisch bedenklicher Buckelhaltung und ästhetisch konkurrenzlosem Damenbeinkleid stapelt er Gitarrenriff über Gitarrensolo und erinnert sich nur spärlich daran, zwischen Intro- und Outrogegniedel auch mal einen Song einzuplanen. Von Hits-und davon hat der gute Mann nun wirklich genug – fast ganz zu schweigen. Zeitgeist, die aktuelle Platte seiner „Band“, wird indes in großzügiger Ausgiebigkeit aufgeführt. Dass für era-defining Klassiker wie „Cherub Rock“ „Disarm“ und „Zero“ hier kein Platz mehr bleibt, wäre an sich zu verschmerzen. Wäre zeitgeist ein unfassbar gutes Album. Ist es aber nicht.

Die überschaubaren Fans mit stellenweise auch schon überschaubarem Haupthaar aber loben Corgans Ego-Amoklauf. Ihn freut’s. Gegen Ende ruft er zu einer Schweigeminute für all die mutmaßlich verstorbenen Pumpkins-Fans auf, die die leeren Ränge nun naturgegeben nicht mehr füllen können. Dann verspricht er. dass sich die Pumpkins nie wieder auflösen werden. Wie denn auch? Dazu müsste Corgan ja selbst das Säurebad besteigen. Bei „1979“ vergreift er sich am falschen Akkord und rettet den Moment mit der Bemerkung, „just because we’ll never gonna split up again doesn’t mean we don’t stink“. Den Abschluss, der gefühlt die Halbzeit des Konzerts einnimmt, bildet schließlich: ein Medley. Ein Medley, ein Medley! Aus Eigenem und Angeeignetem wie Uriah Heeps „Easy Livin'“ und Buffalo Springfields „For What Ifs Worth“. Die Wege des Corgan sind unergründlich. Und dass es womöglich bald niemanden mehr geben wird, der diese überhaupt noch ergründen möchte, scheint ihn nicht zu interessieren. Das imponiert. Irgendwie.

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