Sliper Flirry Animals – London, Brixton Academy
Ying und Yang: Die gottgleichen walisischen Eigenbrötler setzen aufganzheitliche Therapie.
Längst ist es wissenschaftlich erwiesen: Alles Elend in der Welt wird von Banausen angezettelt. Etwa solchen, die nicht wissen, daß ihnen zum Glücklichsein nur die tägliche Dosis Super Furry Animals fehlt. Kaum zu glauben, daß es diese skurrile, brillante Band nun schon seit einem Dutzend Jahren gibt. Als rockende Techno-Freaks fingen sie an, als zickige Ohrwurmtischler mit einer Vorliebe für elektronische Prog-Scherze fuhren sie weiter, und heute sind sie so etwas wie ein Dada-Orchester im Gewand der Beach Boys geworden. SFA haben es geschafft, mit trotzigem Eigenbrötlertum zumindest die britischen Charts zu unterwandern und sich die Position einer Underground-Institution mit Massenpublikum zu erarbeiten. Entsprechend ausverkauft sind denn die Konzerte zur Feier des neuesten Albums Love Kraft. Typisch SFA: Fünfzig Minuten lang spielen sie dann fast nur eben diese neuen Songs. Aber beginnen wir mit dem Anfang. Der ist ebenfalls typisch SFA, typisch schräg, typisch perfekt: Arschcool wird da im Golf-Buggy auf die Bühne gerollt. Dabei tragen die Furries dunkelblaue Overalls mit fluoreszierenden Reifen um den Hals und sehen aus wie Arktisforscher mit verrutschtem Heiligenschein. Sie schlagen los mit einem gloriosen „International Language of Screaming „, gefolgt vom unwiderstehlichen „Hello Sunshine“. Schon der Duft der unzähligen Kräuterzigaretten im Haus würde reichen, den nüchternen Beobachter zum Torkeln zu bringen. Die Wirkung der Musik und der bunten Flimmereien auf der Videowand rückt die Erfahrung in den Bereich des Halluzinogenen. Eine halbe Stunde lang winden sich die Harmoniegesänge von neuen Songs wie „Zoom!“, „Atomic Lust‘, „The Horn“ und „Ohio Heat“ durch den Raum wie Rauchkreise, denen man ewig zuschauen möchte – schon fast Ambient im Eno’schen Sinn. Viele Fans finden’s nicht so spannend und plaudern drauflos. Aber auch sie merken auf, als die Band nach weniger als einer Stunde überraschend die Bühne verläßt. Wie sich herausstellt, war das sozusagen die Ying-Hälfte des Konzertes. Yang dauert f3st ebenso lang und enthält lauter pulsierende, neo-psychedelische Tanzmusik wie „Juxtaposed With U“, „Do Or Die“. „Calimero“ und „M. Fokker“, das in „The Man Don’t Give A Fuck“ übergeht, als das befreundete Rap-Ensemble Goldie Lookin‘ Chain auf die Bühne stürmt und ein wüstes Tohuwabohu von Beinen, Armen und Worten verursacht. Und dann kommt wieder das Buggy ins Spiel… Remember: Super Furry Animals – 99.9% der Vitamine, die der Mensch braucht.
www.superfurry.com