Konzertbericht

Shirin David live in Berlin: A-Liga-Gig, der international mithalten kann


Dauer-Entertainment dank XXL-Effekten, Outfit-Changes & überraschenden Gastauftritten. Wir waren dabei.

Shirin David füllte am Mittwoch, den 22. November, problemlos die Mercedes Benz-Arena in Berlin aus. Innerhalb kürzester Zeit waren die Tickets auf offiziellen Verkaufsseiten vergriffen. Wollte man erst nach längerem Nachdenken zur Show, musste man also darauf hoffen, dass Ticketbesitzer:innen es sich anders überlegten und ihre Karten weiterverkaufen wollten. Der Run auf Tickets für ihre Show war groß – und das obwohl bis dato noch niemand wusste, wie David live performen würde. Hat sie überhaupt die Stimme für eine ganze Show? Ist sie ausdauernd? Gerade das ist ja im Rap im Fokus, da Genre-Fans wissen wollen, ob die Rap-Skills im Studio nur zusammengeschnitten worden sind oder ob da echtes Können geliefert wurde.

Nach dem Debütalbum SUPERSIZE (2019) und dem Nachfolger BITCHES BRAUCHEN RAP (2021) wagte sich die 28-Jährige erst 2023 zum ersten Mal auf die Bühne für Konzerte. Angefangen mit ihrem Gast-Moment bei Haftbefehls Show auf dem Splash Festival. Später sorgte ihr zweiter Auftritt auf Shindys Gig für viel Aufmerksamkeit – allerdings nicht auf die positive Art. Denn „Affalterbach“ live sorgte für einige Spekulationen darüber, ob Shirin David am Ende doch nur zu Playback rappen würde. Viele Fans, die bereits ihre Tickets zur Live-Tour gekauft hatten, zeigten sich auf Social Media besorgt darüber, welche Art von Shows nun folgen würden.

Doch die Rapperin schien an diesem Druck zu wachsen, denn sie leistete in den bislang neun Stopps der Zehn-Städte-Tour nur qualitativ hochwertige Performances ab. Mit zahlreichen Pyro-Effekten, Tänzerinnen, Backgroundsängerinnen und Outfitwechseln erinnerte das Konzert in der Hauptstadt so manches mal eher an US-amerikanische XL-Popshows und gar nicht so sehr an klassische Rap-Auftritte. David rappte nicht nur live, sondern schaffte es zugleich, (teilweise) mit den Tänzerinnen mitzuhalten.

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Nie aus der Puste

Bevor die eigentliche Show begann, verstand man bereits durch das ausgiebige Umschauen in der Halle, wo man sich befand. Ein Blick nach rechts und links genügte, um zu sehen: Female Rap ist am Start. Eine stilsichere Kollusion zwischen HipHop und High Heels gab es zu sehen. Aufgestylte Fans, die gegenseitig ihre Outfits wertschätzten, konnte man hier und da erleben.

Un dann kam Shirin David mit einem großen „Baaam“ auf die Bühne: In einem schwarzen Lack-und-Leder-Look in Begleitung von zahlreichen Tänzerinnen bestieg sie die Stage. Dazu wurde ihr erster Auftritt direkt mit riesigen Bildschirmen, auf denen verschiedenste Designs aufploppten, geschmackvoll unterstrichen. 

David rappte smooth die ersten Tracks runter, während sie sich den Bewegungen ihrer Tänzerinnen anpasste. Die Fans zeigten ab der ersten Sekunde, dass sie auf diesen Auftritt lange gewartet hatten – denn die Arena rappte kräftig mit und schaffte es oftmals ganze Parts fehlerlos mitzuschreien. Das blieb auch nicht von der Rapperin unbemerkt und so hielt sie der Crowd immer öfter das Mikro hin. Auch nice: Im Laufe des Konzerts bekam man das Gefühl, es würde sich um einen gemeinsamen Auftritt handeln.

Shirin Davids Konzert = ein Safe Space

So rappte die Masse gemeinsam mit der gebürtigen Hamburgerin und schaffte es auf diese Weise einen kurz vergessen zu lassen, dass man sich in einer eigentlich ziemlich kühlen Mehrzweckhalle und nicht in einem gemütlichen Mini-Club mit ihr befand.

David nahm sich zwischen den Songs häufig Zeit, um mit den Zuschauer:innen zu sprechen – und das nicht nur, um den nächsten Track anzukündigen und dessen persönliche Bedeutung auszuformulieren. Ja, sie kam mit dem Publikum auf eine Art ins Gespräch; redete teilweise einzelne Leute direkt an und sorgte selbst mit Komplimenten für Selbstbewusstseinsboosts bei der Crowd und dem Gefühl, es würde sich um ein Safe Space für alle handeln. Die Leute fühlten sich selber und die Musik. 

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Nicht einmal die Outfitwechsel wurden mit der Zeit zu anstrengend auszuhalten für die Zuschauer:innen, denn durch Kurzfilme gab es immer was zum Schauen und Bestaunen. So zeigte David zum Beispiel ein fiktives Interview, in welchem sie die Rolle der „arroganten“ Rapperin und gleichzeitig auch der unvorbereiteten Interviewerin übernahm – bis sie dann in Outfit No. 5 wieder auf die Bühne kam und alleine mit einem von der Decke schwebenden Mikrofon den fast neunminütigen Track „Bramsfeld Story“ rappte, ohne dabei – zumindest ersichtlich – ins Schwitzen zu kommen. 

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Alte Bekannte treffen auf neue Versionen

Neben alten Goldies präsentierte Shirin David auch neue Versionen von Songs. So machte sie aus dem melodisch eigentlich traurigen und emotionalen Song „Schlechtes Vorbild“ beattechnisch einen aggressiven Raptrack. Auch Samples von Lil Waynes „A Millie“ oder auch aus einem Nicki-Minaj-Stück heizten die Stimmung so auf, dass sich selbst Millennials an früherer Clubtage zurückbesinnen konnten.

Rap-Legenden der 2010er-Jahre wurde aber nicht nur durch Remixe gewürdigt. Für ihren gemeinsamen Track „Be a Hoe/Break a Hoe“ kam Kitty Kat auf die Bühne, um danach auch Parts aus ihrem 2008er-Hit „Strip for mich“ – der eigentlich eine Zusammenarbeit mit Sido war – zum Besten zu geben. Dabei kamen auch unerwartete Gäste zur Show. AK Ausserkontrolle, der bislang keine Zusammenarbeit mit David offiziell hatte, rappte live einen neuen Part auf „Schlechtes Vorbild“.

Insgesamt kamen nicht nur Shirin-David-Fans bei diesem wirklich international gedachten Konzert auf ihre Kosten. Sie überraschte eben auch umfassend mit ihren neuen, smarten Song-Versionen, den Feature-Gäst:innen und sogar mit einer Harfenspielerin. Entertainment next level.