Serien-Tipp: „La Jauría – Die Meute“ auf Arte


Die argentinische Autorin Lucía Puenzo und der gefeierte chilenische Regisseur Pablo Larrain („Ema“) als Koproduzent erzählen in dieser ungewöhnlichen Serie eine harte Geschichte über Gewalt gegen Frauen – und nehmen Bezug auf ein reales Verbrechen.

In der vergangenen Woche startete die chilenische Serie „Die Meute“ auf Arte. Geschrieben hat sie die Regisseurin und Schriftstellerin Lucía Puenzo („XXY“ und „Das Fischkind“). Als Ko-Produzent ist Regisseur Pablo Larrain dabei, der im letzten Jahr mit seinem tollen Film „Ema“ die Kritikerinnen und Kritiker berauschte. Die Haupt-Produzenten sind Juan de Dios und Pablo Larraín, die auch den Oscarpreisträger Una mujer fantástica – Eine fantastische Frau“ verantworteten.

Ein reales Verbrechen als Vorbild

Der Titel „Die Meute“ nimmt Bezug auf eine Gruppe misogyner Männer, die sich in einem brutalen Spiel aufputscht und sich gegenseitig zu „Mutproben“ anstachelt, die schnell in psychologischem Missbrauch und sogar Vergewaltigung enden. Damit nimmt die Serie Bezug auf ein reales Verbrechen im spanischen Pamplona im Jahr 2016, wo eine 18-jährige von einer Grupper Männer vergewaltigt wurden, die sich „Das Wolfsrudel“ nannte.

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Die Proteste des „Lastesis“-Kollektivs

Zentrum der Handlung von „Die Meute“ ist eine katholischen Privatschule in Santiago de Chile. Dort haben die Schülerinnen den Unterricht lahmgelegt und die Schule besetzt, um die Entlassung eines psychisch übergriffigen Schauspiel-Lehrers zu erzwingen. Diese Proteste wiederum erinnern an eine Performance des feministischen „Lastesis“-Kollektivs, die 2019 auf der Straße skandierten: „El violador eres tu!“ (Der Vergewaltiger bist du!). Ein Protest gegen die Politik der chilenische Regierung und die in Chile besonders weit verbreitete und selten geahndete Gewalt gegen Frauen. Die „Lastesis“-Demonstrantinnen trugen dabei Sturmhaben, die denen der Mädchen in „Die Meute“ sehr ähneln.

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Die Schwestern Blanca und Celeste Ibarra

Inmitten der Schülerinnen-Proteste der Serie verschwindet nun die Anführerin Blanca Ibarra (Antonia Giesen) – und kurz danach taucht ein Video auf, das zeigt, wie sie von einer Gruppe Männer vergewaltigt wird. Ihre Schwester, die Hackerin und Schülerin Celeste (Paula Luchsinger), ahnt, dass es sich dabei um „Die Meute“ handelt und sucht anonym Kontakt zu der Gruppe. Die Kommissarinnen Olivia Fernández, Carla Farías und Elisa Murillo, – sehr intensiv gespielt von Antonia Zegers, María Gracia Omegna und Daniela Vega – setzen alle Hebel in Bewegung, um Ibarra zu finden und geraten dabei selbst ins Fadenkreuz der Frauenhasser, die stark an die Incel-Bewegung erinnern.

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Eine der stärksten Serien des Jahres

Das amerikanische Magazin Variety nannte „Die Meute“ eine der besten Serien des letzten Jahres. Wir können dem nur beipflichten. Nicht nur, weil das Thema Frauenhass immer noch akut und präsent ist. Auch die Schauspielerinnen sind perfekt gewählt und spielen mit einer emotionalen Intensität, die einem manchmal die Kehle zuschnürt. Auch die Ästhetik ist besonders – die Bilder sind blass, bisweilen gar schön, aber der Blick der Kamera und die Dialoge sind knallhart und beschönigen nichts an diesem harten Thema. Und trotzdem kippt die Serie niemals in „Torture Porn“ oder setzt auf übertriebene Schockeffekte.

Die Rapperin Ana Tijoux liefert den Titelsong

Auch der Titelsong, „No estamos solas“ („Wir sind nicht allein“), ist eine starke Hymne von einer Künstlerin, die mit ihrer Kunst und ihrem Engagement perfekt zu dieser Produktion passt. Ana Tijoux heißt die franko-chilenische Rapperin, die in ihrer Lieden immer schon die offensichtlichen sozialen Missstände und die gnadenlose Zwei-Klassen-Gesellschaft in Chile anprangerte und die sich für Frauenrechte stark macht.

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Die Serie ist vergangen Donnerstag gestartet und läuft jeweils um 22 Uhr. Alle acht Folgen kann man schon jetzt in der Arte Mediathek sehen.