Seeed
Fünf Euro Eintritt, viele müssen draußen bleiben. Die Dancehall Caballeros machen sich locker im Berliner Festsaal Kreuzberg.
Öffentliche Generalproben sind eine gute Gelegenheit, Orchestern für einen geringen Eintritt zu lauschen. Frontmann Pierre Baigorry, der im zurückliegendenen Seeed-Urlaub unter dem Alias Peter Fox ein besonders ausgiebiges Bad im Erfolg genommen hat, behauptet zwar, sein Orchester sei eingerostet. Ist natürlich Blödsinn. Aber selbst wenn der Mann am Ufer des Landwehrkanals nach Komplimenten fischt: Der Tatsache, dass Seeed vor ihrer Rückkehr auf die großen Festivalbühnen gegen Ende der Freilichtsaison noch ein wenig aufleveln wollen, haben wir es schließlich zu verdanken, dass sie sich alle 13 mit Sack und Pack und Frack auf eine Bühne schieben, die sonst bei Quartettbesatzung schon einen gut möblierten Eindruck macht – und öffentlich probt in dieser Schwitzekiste. Das ganze Greatest-Hits-Programm. Auch Fox-Stücke. Aber so geschmiert wie die Wilde 13 das herunterspielt, schiebt und bounct und sich im geschmeidigsten Reggae locker macht, so unberechenbar bleiben Dramaturgie und Arrangement. Das ist die alte Soundsystem-Eskalations-Schule: Seeed mashen live die eigene Musik up, mengen ihren eigenen gefühlten 20 Hits mindestens so viele fremde bei. Und die beiden neuen Songs, das Riffding „Molotov“ und das Cover der 80s-Ballade „Wonderful Life“, flutschen da nur so mit durch wie die verschwitzten Leiber, die sich an einem vorbei an die Bar schieben.