Scott Matthew In Der Passions-Kirche, Berlin


Seelen retten: ein umjubelter Tourneeabschluss in geweihter Halle.

Es gibt ein Ritual bei Auftritten in der Passionskirche: die obligatorische Entschuldigung der Künstler, wenn in einem Lied oder einer Ansage ein schmutziges Wort fällt. „Das nächste Lied heißt ‚Songfor Dick‘ „, sagt Scott Matthew sehr am Anfang seines Sets und hält kurz inne, um einen Blick auf die der Bühne gegenüberliegenden Heiligenbilder zu werfen. „Sorry!“ Der Witz kommt genau zum richtigen Zeitpunkt. Nach dem etwas verhuschten Auftritt der Sängerin Laura Barrett schien die Stimmung kurzzeitig abgekühlt. Begleitet von einer Pianistin, einem Gitarristen und einem Cellisten, legt Matthew so unglaublich viel Gefühl und Sanftheit in den Song, dass es einem die Sprache verschlägt. Nach der letzen Note herrscht für zehn Sekunden Stille, bevor tosender Applaus losbricht. Ebenso umjubelc wird „Every Travcled Road“, das wohl schönste und traurigste Lied von Matthews zweitem Album. Der Sänger ist sichtlich gerührt – die Station in Berlin ist das letzte Konzertseiner Europa-Tour. Ob bei „Wolverine“ oder „Joy“

(„Gott, ich war viel zu schnell, das war ja fast Techno!“) – Matthew wirft sich voller Inbrunst in seine Lieder und bedankt sich dazwischen ausführlich bei seinen Mitmusikern und dem Publikum. „There Is An Occan That Divides“ widmet er seiner Pianistin Mansol Limon Martinez: „Ich liebe diese Frau von ganzem Herzen, und sie bedeutet mir alles!“ Für „German“, „White Horse“ und „Ornament“ wird das Licht stimmungsvoll gedimmt. Nach einer Pause gibt’s vier weitere Stücke, darunter die Weltpremiere eines noch unbetitelten Duetts und das Smiths-Cover „I Won’t Share You“. Und als nach den Zugaben „Harvest Moon“ von Neil Young und „InThe End“ das Licht wieder angeht, hat man sich ein klein wenig in diesen bärtigen Australier verliebt, dessen Stimme Seelen retten könnte. Und das in einer Kirche!

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