Schräge Vögel


Sean O Hagan und die High Llamas verbinden Folk-Klänge mit Elektronik.

Sean O’Hagan ist ein Realist, der nebenbei auch noch Phantasie hat. Und die aktuelle Platte der High Llamas heißt „Snowbug“. Was ohne weiteres mit den Charakteristika O’Hagan’s, seit mittlerweile fünf Alben Chef der irischen Band, korrespondiert. Doch hübsch der Reihe nach: „Wir haben eine neue Platte gemacht“, stellt der Sänger und Gitarrist nüchtern fest, „und sie unterscheidet sich von der davor. Es gibt keine verbindenden Sequenzen mehr zwischen den Stücken – aber wer die Vorgänger ‚Hawaii‘ und ‚Cold 8t Bouncy‘ kennt, wird sofort hören, dass wir das sind.“ Wohl wahr. Die High Llamas zitieren wieder reichlich und kenntnisreich aus mehreren Jahrzehnten Unterhaltungsmusik – Morricone, die Beach Boys, Cainsbourg und Van Dyke Parks sind fest gebucht im Klangkosmos der Band und verästeln ihre Referenzen zu einem harmonietrunkenen Ganzen. „Aber es ist immer noch Popmusik, nur halt eine andere Art. ‚Snowbug‘ ist unsere Folkplatte mit einer Menge elektronischem Equipment.’Cold & Bouncy’waren die High Llamas in Tokio, das hier sind die High Llamas in the Hills.“ Und in den elektrischen Bergen wird tüchtig gesungen. Manchmal sogar von Laetitia Sadier und Mary Hansen (beide Stereolab). Aber eben auch nicht immer: „Manche Songs klangen danach, als ob sie gesungen werden wollten, andere nicht – und die sind dann Instrumentals geworden.“ Eine schöne Form von Stringenz, die man nicht ohne weiteres auf den Albumtitel übertragen kann. Phantasie, nun gutaber was bitte ist ein „Snowbug“? „Darunter stelle ich mir einen arktischen Fuchs mit weißem Fell vor. Er lebt in einer Gegend, in der die Menschen abends Kerzen in die Fenster stellen.“ (